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Drosten: "Ich kann wirklich nur raten die Kinder Impfen zu lassen" (Corona)

Mob-Jenson, Siegen, Freitag, 10.12.2021, 10:19 (vor 1016 Tagen) @ virz3

Es gab die Hoffnung auf sterile Immunität.
Es gab die Hoffnung auf Immunität.
Es gab die Hoffnung auf ausschließlich symptomlose Verläufe.
Es gab die Hoffnung auf ausschließlich milde Verläufe.
Es gab die Hoffnung, dass zwei Impfungen dauerhaft reichen.
Es gab die Hoffnung, dass nach zwei Impfungen die Pandemie beendet ist.
Es gab die Hoffnung, dass drei Impfungen dauerhaft reichen.
Es gab die Hoffnung, dass nach drei Impfungen die Pandemie beendet ist.

Und was haben wir bekommen?

Versteht mich nicht falsch, wir haben neuartige Impfstoffe entwickelt, die bei wenigen erkennbaren Nebenwirkungen allem Anschein nach massenhaft gut verträglich sind, die ein sinnvolles Zusatzinstrument zur Eindämmung der pandemischen Lage sind und die, die Zukunft wird es zeigen, vielleicht auch so an Mutanten anpassbar sind, dass sie auf Dauer zum Überstehen der Lage beitragen.

Aber: der gesamte Umgang mit dem Impfstoff zeigt, dass wir zwar wissenschaftlich viel vermuten und auch grob die Wirkung und Folgen der Anwendung antizipieren können, das im Endeffekt aber erst die Beobachtung nach der Anwendung selbst zeigt, welche Hoffnungen sich voll, welche nur zum Teil, welche sich gar nicht erfüllen. Trial and Error - so wie eigentlich immer, nicht tragisch.

Was mich dann aber verwundert - und hier sind wir dann beim Erstaunen über die nicht wenigen Skeptiker, die man eigentlich für klug und nicht verstrahlt gehalten hat - mit welcher Vehemenz und Totalität der "Überzeugungsdiskurs" teilweise geführt wird. Klar, wer sucht, findet auch die redlichen wissenschaftlichen Stimmen (s.u.), die das eigene Nichtwissen zumindest ansatzweise mit thematisieren. Die Volkserziehungsorgane kennen aber hauptsächlich eine Richtung:
Erwünschte Wirkung: gut bekannt
Nebenwirkungen: so gut wie ausgeschlossen.
Langzeitfolgen: so gut wie ausgeschlossen.
Spätfolgen: ausgeschlossen.

Es mag sein, dass das für eine gute Überzeugungsstrategie gehalten wird und das jeder Selbstzweifel zwanghaft vermieden werden muss, um ja keine Angriffsfläche zu bieten. Aber hier wird m.E. die Funktionsweise des Diskurses fehlinterpretiert. Es gibt anscheinend bei gewissen Bevölkerungskreisen eine recht hohe Sensibilität darin zu erkennen, dass sie (wenn auch nach bestem Wissen und Gewissen und zu ihrem eigenen Nutzen) "überredet" werden sollen.

Komm ich zum Punkt: Das Beispiel "Kinderimpfung". Der Nutzen für das gesunde Kind: strittig, Tendenz: nicht vorhanden. Mögliche Kurzzeitrisiken: gering.
Risiko auf Spätfolgen? Nicht vorhanden. Warum: weil es das nicht geben kann!

Die Argumentation hier: Impfstoffe haben keine unintendierten Spätwirkungen. Sie werden abgebaut.

Der Beleg: für die konkreten Impfstoffe: nicht vorhanden, da es noch keine Langzeitanwendung gibt.
Die Hilfsargumentation: andere Impfstoffe haben das auch nie.
Das Problem: Lassen sich die Erfahrungen anderer Impfstoffe 1:1 übertragen, wenn die Wirkweise neu ist.
Ja, es gibt bereits länger Forschung an mRNA und Vektorimpfstoffen. Nein, es gibt keine Resultate zu Langzeitanwendungen vergleichbarer mRNA und Vektorimpfstoffe.

Wir verimpfen also etwas an Kinder (im Wachstum), bei dem der unmittelbare Nutzen für das Kind gering bis (noch) nicht vorhanden ist (ob es für die Mutanten der Zukunft irgendwann einmal sinnvoll wird, wird sich noch zeigen), setzten es aber einer potentiellen Gefahr aus (so klein sie auch sein möge), die wir nicht wirklich überblicken können. Was uns bleibt: die Hoffnung. Und da wären wir dann wieder am Anfang.

Der bessere Umgang: Sagt, was Ihr wißt. Sagt, wo Ihr Zweifel habt und welche Risiken nicht ausgeschlossen werden können. Gebt den Menschen die Informationen an die Hand, die sie für eine Risiko-Nutzen-Abwägung benötigen. Toleriert dann die Entscheidung, die individuell getroffen wird.

Daher nach der Meckerei ein Lob: Die STIKO und ja auch Thomas Mertens verhält sich hier m.E. fast vorbildlich. Mertens schließt in seinen Aussagen selten etwas kategorisch aus (in der Kimmich-Diskussion sprach er hinsichtlich allgemeiner Spätfolgen von einem "völlig hypothetische[n] Risiko" und bzw. davon, das diese "nicht vorkommen, beziehungsweise eine extrem seltene Rarität bei einzelnen Impfstoffen [gewesen sein]", schloß diese aber anders als mediale Überzeugungstäter eben nicht komplett aus (wie könnte er auch). Und bei der Kinderimpfung weist er zurecht auf fehlende Daten zur Verträglichkeit jenseits der Zulassungsstudien hin (was grundsätzlich wohl auch die verschiedenen Ebenen der möglichen Kritik an Zulassungsstudien mitdenkt).

> Autor: 2x geimpft, Ehefrau: geboostert, 9-jähriges Kind: vorerst ohne Impfperspektive

Traurig, dass man sich inzwischen genötigt fühlt, seinen Impfstatus zu benennen, aus Furcht davor, in Ecken gerückt zu werden, in denen man nichts verloren hat.

Wie wahr, wie wahr!


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