schwatzgelb.de das Fanzine rund um Borussia Dortmund
A- A+
schwatzgelb.de das Fanzine rund um Borussia Dortmund
Startseite | FAQ | schwatzgelb.de unterstützen
Login | Registrieren

Antiamerikanismus und DDR-Nostalgie bei Demonstranten (Politik)

Ulrich, Samstag, 04.03.2023, 14:25 (vor 391 Tagen) @ Eibaueristmeinfreund

. Dort führte man ständig das Wort "Frieden" im Mund, die Gesellschaft wurde aber gleichzeitig ganz massiv militarisiert. In der Schule gab es eine Wehrausbildung, und wer studieren wollte, musste sich in der Regel vorher drei Jahre bei der NVA verpflichten. Der aggressive Antiamerikanismus im Osten ist ebenfalls propagandistisches Erbe aus dieser Zeit. In der Gesellschaft dort sind noch immer antiwestliche und antimoderne Ressentiments vorhanden.

Ich kann mich den Erklärungsversuchen, warum im Osten so viele Menschen so ticken, wie sie ticken, nur bedingt anschließen.
Ich habe 24 Jahre in der DDR gelebt und kann mich nicht daran erinnern, dass es eine signifikante prosowjetische/russisische und antiamerikanische Haltung in der Bevölkerung gab .
Diese waren zwar Staatsdoktrin aber wurden von der großen Mehrheit nicht geteilt.
Im Gegenteil waren Amerika und Westdeutschland die Traumziele vieler, vieler DDR-Bürger .
Zudem waren doch (fast) alle froh, als die russische Armee komplett abgezogen war .

Genau das wurde auch im Interview heraus gearbeitet. Rote Armee und UDSSR wurden in der DDR weitaus kritischer gesehen, als jetzt bei denen auf der Straße in der Rückschau. Da hat sich in der Erinnerung irgend etwas komplett verschoben.

Es muss also mehr sein, als die DDR-Sozialisierung, die oft als Grund für die jetzige Haltung vieler Ostdeutscher hervor gebracht wird .
Einen Erklärungsversuch, der mich befriedigt, habe ich in den letzten Jahrzehnten leider noch nicht gehört .

Mein Eindruck ist, dass sich im Osten ein Teil der Menschen sehr bereitwillig in eine Opferrolle begeben haben. Verbreitet wurde das zunächst ganz bewusst von der PDS und dann von Linkspartei, die so bei Wahlen punkten konnten. Später hat die AfD dann "Danke" gesagt und beträchtliche Teile des bisherigen Wählerklientel der Linken übernommen.

Mir scheint, das Unverständnis über den Teil der Bevölkerung im Osten ist bei denen, die dort aufgewachsen, dann aber irgend wann in den Westen gezogen sind, ähnlich groß zu sein wie bei denen, die im Westen geboren und aufgewachsen sind.


Antworten auf diesen Eintrag:



gesamter Thread:


1215995 Einträge in 13539 Threads, 13748 registrierte Benutzer Forumszeit: 29.03.2024, 09:52
RSS Einträge  RSS Threads | Kontakt | Impressum | Nutzungsbedingungen | Datenschutzerklärung | Forumsregeln