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Nachtrag WEA (Sonstiges)

Ulrich, Donnerstag, 26.09.2019, 21:16 (vor 2287 Tagen) @ medvet09

Wir haben zwei Jahre lang für ein Gutachterbüro, welches Hilfestellung geben soll bei der Genehmigung von WEA, Kartierungen gemacht. D.h. Karten erstellt, wo welche Vogel- und Fledermausarten im Einzugsbereich der geplanten Anlagen leben.
Dies ist aufwendig, da nur gesicherte Nachweise, wie

Fotos
genetische Dokumentierung (Gewölle, Federn, Kot,etc.)
bat detektor (Ultraschallnachweise, jede Fledermausart hat eine spez. Frequenz und auch Modulation)

Die Gutachterbüros sind privat, d.h. nicht wirklich unabhängig. Nach oft monatelanger Kartierung und Dokumentaion, entstanden dann trotzdem "seichte Gutachten", die mit der Realität sehr wenig zu tun hatten und darauf Genehmigungen, die niemals hätten erfolgen dürfen. Heute sind da frustriert raus - muss man halt anders Einfluss nehmen...

Warum werden die Gutachtertätigkeiten nicht in die Hand wirtschaftlich unabhängiger Büros gegeben?

Jedes Gutachterbüro ist wirtschaftlich abhängig, nämlich davon, das es Aufträge bekommt. Aber trotzdem können sie es sich sich nicht leisten, "Mist" abzuliefern. Die Gutachten werden Teil des Genehmigungsprozesses. Und kaum eine Windkraftanlage geht mittlerweile ans Netz, ohne dass es zuvor einen Rechtsstreit gibt. Und wird ein Gutachten einmal vor Gericht "zerlegt", dann ist der Gutachter "verbrannt" und kann sich einen Job in einer anderen Branche suchen.


In anderen Ländern sieht dies nicht besser aus. Eine befreundete polnische Zoologin wurde, nachdem sie mehrfach in einem solchen Gutachterprozedere involviert war und sich gegen Genehmigungsverfahren auch gerichtlich wehrte, physisch angegangen. Sie hat dann nach Jahren die angebotene Abfindung genommen und ist aus ihrem Vertrag raus. Da hat schon manches mafiöse Strukturen.


Ein letzter Punkt noch - weil dies hier im Forum mal angeführt wurde (@Ulrich, glaube ich - hatte damals keine Zeit darauf einzugehen). Aussage: Wir dürften bei dem wichtigen Ausbau der Nutzung der Windenergie nicht auf jeden einzelnen Rotmilan Rücksicht nehmen.

Mir hat vor Jahren einmal ein Ornithologe erklärt, das gerade der Rotmilan darunter leidet, dass sein Lebensraum verschwindet. Nicht die Windkraftanlagen sind das Problem, der ganz überwiegende Teil der Jungvögel verhungert schlicht im ersten Winter.


WEAs in naturnahen Gebieten schreddern Vögel und Fledermäuse. Warum? Weil die Tiere die Rotorbewegungen nicht auf dem Programm haben und - gerade die kleinen Tiere - meinen, sie können den Dingern ausweichen. Aber selbst ohne direkt getroffen zu werden, zerreissen die starken Turbulenzen und Luftdruckunterschiede in der Nähe der Rotoren Lungen und Luftsäcke.

Dies ist vielfach bewiesen (Beobachtung, Einsammeln von toten Tieren, Auswertung von Fuchskot, etc. pp.)

Gerade kleine, ältere Windkraftanlagen mit niedriger Nabenhöhe sind in der Tat für Fledermäuse gefährlich. Aber die Rotoren großer, moderner Anlagen drehen sich in der Regel oberhalb des Luftraums, in dem Fledermäuse bei der Jagd nach Insekten unterwegs sind.


Der Rotmilan ist unser hiesiger Geier, d.h. er lebt hauptsächlich von Aas. Er kreist über z.B. frisch gemähte Wiesen, um geschredderte Mäuse, aber auch Großinsekten zu fressen.

Die WEAs locken ihn somit regelrecht an, weil darunter tote Tiere liegen - und auch er schätzt die Gefahr falsch ein - s.o. WEAs sind für Milane ein großes "Schwarzes Loch".

Das gilt dann aber genau so gut für Autobahnen. Mir ist vor Jahren ein größerer Raubvogel beinahe in die Windschutzscheibe geknallt. Ich vermute, es war ein Bussard. Allerdings ging das ganze extrem schnell. Er hat dann mein Autodach berührt, und ich befürchte, er ist dann gegen den Lkw geknallt, den ich gerade überholt hatte.


In Gebieten, wo es keine intakte Natur gibt, da gibt es keine toten Tiere unter den WEAs, also auch keine Rotmilane die hineingeraten (Zur Einsortierung, D hat den letzeten großen Rotmilanbestand)

Noch eine Folge der Zerschredderung der Vögel und Fledermäuse. Nachtaktive Prädatoren, v.a. Füchse, aber auch unsere neuen Mitbürger Waschbär und Marderhund, werden von den Kadavern angelockt. Es bilden sich um die Anlagen regelrechte Superreviere mit dichter Population. Diese Prädatoren gehen dann leider vermehrt an die eh stark bedrängten Bodenbrüter (Goldammern, Kiebitze, etc.)

Wir wussten erst gar nicht, warum diese Arten gleichzeitig mit den Fledermäusen verschwanden...

Natur ist komplex, verschachtelt und wenn der Mensch eingreift, dann zieht er oft nur eine Karte aus dem Kartenhaus und verseht nicht, was alles folgt.

Daher nochmals, lassen wir doch wenigstens die letzten Rückzugsbereiche in Ruhe, wir haben doch genug bereits zerstört.

Oder habt wenigstens den A.... in der Hose und sagt es laut, für alle vernehmlich:

Wir brauchen keine Natur, wir machen alles platt, es interessiert uns nur das jetzt und hier, die Knete...


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