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Was sollen demokratische Parteien mit den AfD-Wählern machen? (Politik)

Ulrich, Montag, 10.06.2024, 14:18 (vor 90 Tagen) @ herrNick

Dann kommuniziert man, dass man eine breite gesellschaftliche Diskussion haben möchte und präsentiert alle Fakten. Die muss man doch haben, wenn man sagt "Ist wichtig". Co2-Ersparnis, Kosten pro Bürger.

Aber: Ich glaube nicht, dass diese Fakten existieren.

Ein halbes Jahr später sagen "Ich habe den Bürger getestet" ist irrsinnig. Sind wir durchgefallen oder haben wir bestanden?


Fakten ist vermutlich schwierig, da es sich m.W. um Szenarien mit Annahmen handelt. Und die Szenarien hängen vor allem an der Entwicklung von Strompreis und Gaspreis. Beim Gaspreis kann man durch die CO2-Abgabe fest davon ausgehen, dass der steigen wird. Wie sich die Strompreise entwickeln, da sind die Prognosen schwieriger. Aber ich habe als Aussage mitgenommen: wenn Dein Haus nicht viel, viel zu alt ist, stehen die Chancen gut, dass die Wärmepumpe auf lange Sicht ein Business-Case ist. Also irgendwie konnte man aus den Diskussionen schon was mitbekommen.

Beim Strompreis gibt es einige Effekte, die potentiell zu zu hohen Preisen führen können. Da ist einmal das Strommarktdesign. Es ist zwar noch recht jung, entstanden aus den Bemühungen um die Liberalisierung des Strommarktes um die Jahrtausendwende. Aber es geht davon aus, dass der allergrößte Teil der Energie mit Hilfe von Großkraftwerken produziert wird. Steinkohle-, Braunkohle-, Gas- und früher auch Atomkraftwerke. Strom wird teils über Jahre im Voraus gehandelt, und das vielfach direkt zwischen den Marktteilnehmern. Bei einem Kohlekraftwerk ist es kein Problem, schon heute elektrische Energie zu einem genauen Termin in ein, zwei Jahren zu garantieren. Aber mittlerweile stammt immer mehr Strom aus Wind und Sonne, an manchen Tagen decken Regenerative den gesamten Bedarf. Hier lassen sich Erträge nur für ein paar Tage im Voraus prognostizieren. Gehandelt wird dieser Strom z.B. an der Strombörse in Leipzig. Ist genügend Strom aus diesen Quellen zu günstigen Preisen auf dem Markt, kann der Kraftwerksbetreiber seinen Lieferverpflichtungen statt mit Hilfe des eigenen Kraftwerks durch Lieferung von an der Börse aufgekauftem Strom nachkommen. Er tut das in der Regel auch, sobald sich das für ihn rechnet, Stichwort Arbitragegewinne. Ist aber so wenig elektrische Energie auf dem Markt, dass Gaskraftwerke angeworfen werden müssen, dann treibt das den Preis des gesamten an der Börse gehandelten Stroms nach oben, Stichwort Merit Order. Aktuell haben wir an sonnigen Tagen teilweise über Stunden negative Strompreise an der Börse. Wer jetzt kauft, bekommt Geld hinzu. Im Ausland errichtet man schon seit Jahren riesige Batteriespeicher im Netz. Die stabilisieren zum einen das Stromnetz, und zum anderen kann man z.B. Photovoltaik-Strom am Tag einspeichern und in der Nacht zur Verfügung stellen. In Deutschland allerdings rechnet sich das nicht, hier werden zweimal Netzentgelte fällig.

Das zweite Problem ist, dass Kaufleute und Juristen das deutsche Stromnetz für eine Kupferplatte halten. Sie meinen, man könne überall einspeisen und überall Strom entnehmen, ohne dass es zu Problemen kommt. Dies ist aber nicht richtig. Strom beispielsweise, der irgendwo im hohen Norden des Landes produziert wird, kann zwar auf dem Papier in den Süden verkauft werden. Faktisch kann man ihn aber vielfach nicht dahin transportieren. Dies führt zum sogenannten Redispatch. Obwohl beispielsweise der Strom von Windkraftanlagen an der Küste z.B. nach Bayern verkauft worden ist, kann er nicht dorthin transportiert werden. Also nimmt man die Windkraftanlagen aus dem Wind, und in Bayern wirft man ein fossiles Kraftwerk an, um dort den gekauften "Ökostrom" zu produzieren. Das kostet bereits jetzt jedes Jahr Milliarden, und die Tendenz zeigt deutlich nach oben. Deshalb fordert z.B. die EU, Deutschland in mehrere Strompreiszonen aufzuteilen.


Das hätte ich ohne diese Diskussion nicht mitbekommen. Und da fleißig Gastherme gekauft werden und diese Leute in ein paar Jahren vom hohen Gaspreis total überrascht sein werden, nehme ich an, dass wir den Test nicht bestanden haben.

Der Satz bleibt natürlich mindestens ungeschickt.


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