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USA peilen großes Kernkraft-Comeback an (Politik)

Will Kane, Saarbrücken, Donnerstag, 20.06.2024, 01:06 (vor 120 Tagen) @ FourrierTrans

Ich pack's mal hier mit rein. Interessant. Was wissen wir, was die Amis nicht wissen?

https://www.faz.net/aktuell/wirtschaft/usa-wollen-grosses-kernkraft-comeback-genehmigung-soll-beschleunigt-werden-19800349.html

Na ja, es sind ja nicht nur die USA.

Letztes Jahr hat die französische Nationalversammlung der Modernisierung und dem weiteren Ausbau der Kernenergie zugestimmt. Relation ca. 400 Stimmen dafür, ca. 100 dagegen.

Großbritannien setzt ebenfalls weiterhin auf Kernkraft, auch auf den Ausbau. Länder wie Belgien oder Schweden haben die Laufzeiten ihrer Kernkraftwerke verlängert. Polen setzt beim Ausstieg aus der Kohle auch auf Kernkraft, Ungarn baut weiter aus.
Von China oder Russland ganz zu schweigen.

Interessantes zu dem Thema aus dem ölteppichgroßen Saarland.

Seit geraumer Zeit gehörte es zur Pflicht eines jeden Ministerpräsidenten, ob nun von der SPD oder der CDU gestellt, bei Amtsantritt von den französischen Nachbarn das schnellstmögliche Abschalten des nahegelegenen störanfälligen Kernkraftwerk Cattenom zu fordern und spätestens zur Mitte einer Legislaturperiode diese Forderung zu erneuern.

Allerdings wurde dabei nie auch nur mit einem Wort die direkte Stromleitung aus dem Kernkraftwerk Cattenom ins Saarland erwähnt. So als Zeichen des Protestes hätte man ja diese Leitung einfach stillegen können. Hat man aber nicht.

Nun wurde noch zu Zeiten der Großen Koalition im Saarland vor nicht allzu langer Zeit der Beschluss gefasst, die saarländische Stahlindustrie, die immer noch ein wichtiger Arbeitgeber ist, im Zusammenhang mit der Diskussion um den Kohlenstoffdioxidausstoß mittels Wasserstofftechnologie zukunftsfähig zu machen. Der dafür benötigte Strom soll dabei aus Alternativen Energien stammen und nicht aus herkömmlicher Stromproduktion, damit es am Ende ‚grünen‘ und keinen ‚blauen‘ Stahl gibt.

Der seinerzeitige Vorstandschef der Dillinger Hütte begrüßte diese Entscheidung, wies aber auf den außerordentlichen Strombedarf hin, der entstehen würde. Dieser sei mit Alternativen Energien nicht kontinuierlich zu decken, weshalb als schnellstmöglich machbare und preisgünstigste Lösung schleunigst eine zusätzliche Stromleitung vom Kernkraftwerk Cattenom direkt zu den Stahlproduzenten im Saarland installiert werden müsse. Die ‚Saarbrücker Zeitung‘ berichtete recht prominent.

Noch prominenter berichtete dieselbe Zeitung einen Tag später über die Empörung der damaligen saarländischen Wirtschaftsministerin Anke Rehlinger (SPD) und des seinerzeitigen Ministerpräsidenten Tobias Hans ((CDU) über diese Äußerungen. Selbstverständlich gäbe es die Wasserstofftechnologie nur in Verbindung mit aus Alternativen Energien erzeugtem Strom und die Forderung nach mehr Strom aus dem Kernkraftwerk Vattenom sei absurd.

Nun hätte der Chef der Dillinger Hütte wissen müssen, dass er mit diesen öffentlichen
Äußerungen quasi sein Entlassungsgesuch gestellt hat. Denn die Besonderheiten dr saarländischen Stahlindustrie bedingen, dass die Vorstandspositionen durch die Politik besetzt werden. Wenn man da das falsche Lied anstimmt, kann man auch sehr schnell der Bühne verwiesen werden.

So geschah es denn auch einige Wochen später, quasi unbemerkt von der Öffentlichkeit. Nur sehr aufmerksame Leser der Saarbrücker Zeitung nahmen die Dreizeilenmeldung über die Demission des Vorstandsvorsitzenden der Dillinger Hütte wahr, die irgendwo auf Seite 8 oder 9 platziert war.

Zwischenzeitlich gab es dann Landtagswahlen, welche die absolute Mehrheit für die SPD zum Ergebnis hatten; Anke Rehlinger wurde Ministerpräsidentin. Wer nun die übliche ‚Cattenom abschalten‘-Forderung erwartet hatte, wurde allerdings enttäuscht. Denn Rehlinger (zuvor eine vehemente Gegnerin des Kernkraftwerkes Cattenom) sagte stattdessen, man müsse akzeptieren, dass andere Länder halt einen anderen Blick auf das Thema Kernkraft hätten und es deshalb müßig sei Forderungen aufzustellen, die quasi ins Leere gingen. So richtig bemerkt hat dann auch kaum jemand diese Aussage; die Saarbrücker Zeitung berichtete erneut nur in einem dürren Dreizeiler eher versteckt auf einer hinteren Seite.

Es wird nun nach einer entsprechenden Gesetzesänderung der SPD-Mehrheit im Parlament zum verstärkten Ausbau von Windkraftanlagen im Saarland kommen (und das über die Vorgaben der Bundesregierung hinaus), aber das Windpotential im Saarland wird unterdurchschnittlich bleiben. Einmal davon abgesehen, dass es an der notwendigen Infrastruktur für eine entsprechende Nutzung von Wasserstoff nach wie vor mangelt, verschwindet die Frage der entsprechenden Deckung des Strombedarfs nicht einfach im Nirwana.

Nach dem was ich so höre bin ich mir sehr sicher, dass das Thema zusätzlicher Strom aus Cattenom als Wiedervorlage auf dem Schreibtisch der Landesregierung landen wird, wer immer auch diese Regierung dann bilden wird.


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