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Gefühlt alles sehr ernüchternd. (Sonstiges)

TerraP, Köln, Freitag, 16.07.2021, 09:49 (vor 1009 Tagen) @ FourrierTrans

Ich hasse ja eigentlich solche Beiträge, weil sie, finde ich, oft von einer völlig überzogenen Erwartungshaltung an Politik und einem grundlegenden Missverständnis unserer Demokratie geprägt sind.

Aber dafür ist Dein Beitrag dann doch viel zu reflektiert. Und ich kann das Gefühl auch gut nachvollziehen. Ich habe auch das Gefühl, dass die Union und die Grünen konsequent aufs falsche Spitzenpersonal setzen, während die SPD und die FDP aus anderen Gründen für mich schwer wählbar sind.

Trotzdem glaube ich:

- Deutschland wurde 16 Jahre lang von einer sehr anständigen und sehr klugen Frau regiert. Bei allen Fehlern, die sie gemacht hat, allen Entscheidungen, die sie unterlassen hat, und allen zweifelhaften Figuren in ihren verschiedenen Kabinetten, ist das ziemlich cool. Es ist irgendwie klar, dass jetzt ein Downer kommt.

- Keine(r) der Kandidaten, die Chancen auf relevant viele Stimmen haben, befinden sich auf Boris-Johnson- oder Marine-le-Pen-Niveau. Oder auf Friedrich-Merz-Niveau. Auch nicht der flitzpiepige Laschet und die offen karrieristische Baerbock. Ich weiß, das ist keine große Errungenschaft, ich bin aber trotzdem froh.

- "Die Politik" ist nicht dazu da, alle Entscheidungen für das Land zu treffen, alle Probleme zu lösen oder uns durch wegweisende Entscheidungen in eine glänzende Zukunft zu führen. Das sind Merkmale totalitärer, kollektivistischer Systeme. Wir haben eine freiheitliche, marktwirtschaftlich organisierte Demokratie, zu deren Grundgedanken es gehört, dass Einzelne bessere Entscheidungen für sich und ihre unmittelbare Umgebung treffen als zentrale Planer, die das große Ganze im Blick haben sollen. Wir sollten Politik daher nicht mit Erwartungen überfrachten.

- Die Demokratie ist die schlechteste aller Staatsformen, ausgenommen alle anderen (Churchill). Es geht ständig viel schief in Staaten, auch in Demokratien. Es gibt eitle Affen, korrupte Gernegroße, überforderte Idealisten, feige Karrieristen, aufgeblähte Verwaltungen... Aber wir haben Demokratie nicht, weil sie so brillant funktioniert. Sondern weil sie die einzige Staatsform ist, die uns alle (das Volk) zuverlässig davor beschützt, irgendwann von Diktatoren massakriert zu werden. Das ist zentral, und es ist unglaublich wichtig, und deshalb müssen wir auf die Demokratie aufpassen, egal wie frustriert wir sind. Und egal, was gerade wieder alles schiefgeht. Weil wir ohne Blutvergießen neue Chefs wählen können. Wer verspricht, dass er in unserer komplizierten Welt Probleme mit visionären Methoden löst, ist selbst ein potenzielles Problem. Wir sind auf ewig zum mittelmäßigen Durchwurschteln verdammt, Ausreißer nach oben und nach unten natürlich nicht ausgeschlossen. Aber das ist schon ok so.

Also gehe ich diesen Herbst auch wieder wählen, und mache mein Kreuz wieder nicht bei Volt oder der Partei. Mal gucken...


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