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Tote, Vermisste und noch nicht Identifizierte im Ahrtal (Sonstiges)

Philipp54, Mittwoch, 04.08.2021, 16:26 (vor 997 Tagen) @ Reviewer
bearbeitet von Philipp54, Mittwoch, 04.08.2021, 16:32

Weil Du nah dran bist, oder Medien vor Ort vielleicht umfassender berichten als überregionale oder der SWR, eine Frage, wenn es Dir nichts ausmacht.
Wie schätzt Du ein, dass der Landrat in Ahrweiler so lange gezögert hat, wenigstens Voralarm auszulösen, während Landräte in benachbarten Kreisen früher reagiert haben sollen als er. Lässt sich das durch unterschiedlichen Inhalt der Prognosen und Warnungen erklären.
Für Schäden an Infrastruktur, Gebäuden usw. hätte es wohl kaum einen Unterschied gemacht, aber man hätte sicher Menschenleben retten können. Ich muss oft an die ertrunkenen Bewohner des Erdgeschosses der Lebenshilfe in Sinzig denken.

Die Berichterstattung im SWR finde ich recht gut. Die RZ, fast monopolistisch unterwegs ist wegen der Bezahlschranke für mich uninteressant (rein persönliche Einstellung).
"Blick aktuell" kommt aus Sinzig (Krupp-Verlag), darüber laufen dann die offiziellen Mitteilungen der Gemeinden.

Die Betroffenen im Kreis Bad Neuenahr sind mehrheitlich der Meinung, dass das Warnsystem und die Evakuierung nicht (rechtzeitig) funktioniert hat.
Die Warnungen kamen zu spät und später als woanders.
Bewohnerangehörige aus dem Haus der Lebenshilfe oder Rechtsanwälte haben eine Anzeige wegen fahrlässiger Tötung gestellt, die Staatsanwalt prüft das. Der Landrat wird aus seiner Verantwortung nicht heraus kommen.
Was genau zu dieser späten Warnung/Evakuierung geführt hat, weiß ich nicht.
Meine persönlichen Erfahrungen in Hochwassergebieten ist die einer Beherrschbarkeit. Was an der Ahr passierte, war kein Hochwasser und eine Flutwelle mit so einem rasanten Anstieg zu einer 250m breiten Ahr im Katastrophenplan nicht "vorgesehen". Die Pläne gingen von bis zu 50m Breite des Flusses aus.
Meine reine Vermutung ist, dass der Landrat in Gesprächen mit verschiedenen Stellen wie bspw. der Feuerwehr, der gleichen Meinung gewesen ist oder zumindest diese Stellen nicht dringend darauf gedrängt haben, zu reagieren. Beim Jahrhunderthochwasser 2016 ist niemand umgekommen. Abends um 23.00 Uhr eine solche Entscheidung zu treffen, sollte mE eine Teamentscheidung sein oder zumindest den Rückhalt von mehreren Stellen beinhalten. Vielleicht war der Landrat in dem Moment sehr einsam.
In Zukunft wird kein Landrat das mehr entscheiden. Efas oder Copernicus sind nicht im Katastrophenfall integriert, man geht rein nach Pegelständen vor, das kann man dem Landrat nicht vorwerfen.
Viele, die sich mit Hochwasser auskennen und Erfahrungen haben, reagierten aber vorsorglich darauf und waren vorbereiteter, als jeder Flutwellen-Profi. Kläranlagen haben meines Wissens auch nicht reagiert und die Becken ausgepumpt, weil diese vom Wasserdruck von unten angehoben werden können. Ob da der Landrat auch für zuständig ist, weiß ich nicht. Aber drückt meine Meinung aus, dass noch an mehr Stellschrauben nicht oder unzureichend gedreht wurde.
Das Stromnetz und Handynetz ist ziemlich früh ausgefallen, was ich so hörte.

Nicht wenige Leute sind nur deshalb nicht im Erdgeschoss ertrunken, weil sie von Mitbewohnern und Nachbarn geweckt wurden. Am Lebenshilfehaus kam die "Nachbarschaftshilfe" zu spät.

Auszug eines Statements von einem Betroffenen:
"Es ist mir egal, ob gewarnt wurde oder nicht. Niemand konnte mit dieser Katastrophe rechnen. Und wenn man mich hätte evakuieren wollen, wenn man mir gesagt hätte, was da anrollt, hätte ich es am 14.7. am frühen Abend geglaubt? Nein - ich denke nicht. Wäre ich gegangen? Ich weiß es nicht."


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