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Bürgermeister von Mayschoß (RLP): "Mit dem Wissen von heute hätten wir evakuieren müssen" (Sonstiges)

Dimmsonen, tiefste Eifel, Donnerstag, 22.07.2021, 22:29 (vor 1009 Tagen) @ Ulrich

So oder ähnlich könnte es sich auch andernorts zugetragen haben.

Focus-Artikel greift Teile eines Spiegel-Artikels (Bezahlschranke) auf.

Die Gemeinde bereitete sich auf einen Höchststand von 4,20 Meter vor, aber mit den enormen Wassermassen der vergangenen Woche rechnete niemand.

Am Vormittag lag die Prognose bei 2,50 Meter, gegen 13.00 Uhr wurde sie deutlich auf 3,30 Meter korrigiert, wie der "Spiegel" berichtet. Doch Mayschoß hatte ja vorgesorgt, dachte zumindest der Bürgermeister. "Um 16.00 Uhr wurde plötzlich ein Pegelstand von mehr als fünf Meter vorhergesagt, da dachte ich, die spinnen", erzählt Kunz. Trotzdem schlug niemand im Ort Alarm.


Die Warnung kam von einer App. Und sie lag völlig außerhalb dessen, was man in Mayschoß erwartet hatte. Man hatte vorher Hochwasserkonzepte entwickeln lassen, bei denen zu erwartende Maximalszenarien durchgespielt worden waren. Und nun meldet das Handy einen Wert, der deutlich über dem liegt, was man als realistisch einschätzte. Psychologisch ist es leider erklärbar. "Der Computer spinnt mal wieder!". Hätte eine Person von einem Krisenstab des Landkreises, der Bezirksregierung (gibt es so etwas in Rheinland-Pfalz überhaupt?) oder des Innenministeriums, dann wäre das ganze vermutlich ernst genommen worden.

Nach dem, was man bisher gehört und gelesen hat war das Problem wohl die fehlende überörtliche Koordinierung. Auf internationaler Ebene hat es frühzeitige Warnungen gegeben. Die wurden vom DWD übernommen und weiter geleitet. Aber auf der nächst tiefen Ebene ist zunächst nichts passiert. Man hat sich jeweils vor Ort vorbereitet, mal so gut es ging, mal eventuell weniger gut. Aber es fehlte die überörtliche, die regionale, die landes- und bundesweite Vernetzung.


Nachdem ich jetzt langsam mal zur Ruhe kam und etwas reflektiert habe, muss ich deutliche Manöverkritik üben. Und das nicht postfaktisch, sondern immer anhand des jeweiligen Wissensstandes in der Situation. Bis tief in die Nacht wurden Sandsäcke herbeigeschafft, die an einigen neuralgischen Punkten eingesetzt wurden. Auch wenn nur die Hälfte dort ankam wo sie hinsollten, weil Bürger sich selber bedienten( was auch ok ist, weil jeder um sein Hab und Gut bangte), so hätten auch 10 mal so viele Säcke nicht gereicht. Sprach man mit den Entscheidungsträgern, so wurde das zu erwartende Ausmaß klar artikuliert. Dennoch konzentrierte man sich auf Palliativmaßnahmen, anstatt das bestehende Wissen zu nutzen und zu evakuieren. Ich schleppte sogar Sandsäcke mit einer Person, die später durch die Fluten ins Haus gelatscht ist, um eine Stunde später nicht mehr raus zu kommen und am Folgetag per Heli gerettet werden musste.

Wir haben eine freiwillige Feuerwehr und inzwischen geht jeder auf dem Zahnfleisch. Sie erhielten Prognosen die sehr düster waren. Man versuchte alles erdenklich Mögliche, was aber laut Prognose aussichtslos war. Und ich wehre mich dagegen den „schwarzen Peter“ bei dem Maler, dem Dachdecker, dem Erzieher usw. zu suchen, nur weil sie „die Feuerwehr“ sind. Es muss einfach professionelle Strukturen geben, die solch hilfsbereiten Leuten klare Ansagen machen und sie dadurch entlasten. Es gibt hier ehrenamtliche Feuerwehrleute die versucht haben fremderleuts Hab und Gut zu schützen, während die eigene Firma so weit absäuft, dass eine Fortführung kaum sinnhaft erscheint.


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