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Wahlen in den USA (Politik)

Ulrich, Freitag, 01.11.2024, 10:08 (vor 62 Tagen) @ guy_incognito

Zumal diese wilde Mittelung aus Umfragen sowieso idiotisch ist.

Da werden mal irgendwelche Leute befragt, dann registrierte Wähler, dann wieder „likely“ Wähler…

Zudem variiert die Anzahl der Teilnehmer recht stark, genauso wie die Wichtungsmethodiken.

Das sind in der Tat wichtige Punkte. Selbst gut gemachte Umfragen haben eine Unschärfe von mehreren Prozent nach unten bzw. nach oben. Ich meine letztens etwas von +/- 3 Prozent gelesen zu haben. Hinzu kommt, dass in den USA teilweise weniger Menschen als z.B. in Deutschland befragt werden. Bei uns sind es in der Regel mindestens etwa 1.000 Personen, in den USA gibt es einige Umfragen mit nur ca. 600 Befragten. Da dürfte die Ungenauigkeit noch größer sein.

Zudem haben es die Meinungsforscher in den USA nicht leicht. Man weiß mittlerweile, dass sich Trump-Anhänger eher Befragungen entziehen als Anhänger der Republikaner. Sowohl 2016 als auch 2020 schnitt Donald Trump spürbar besser ab als prognostiziert. Das könnte zu entsprechenden Korrekturfaktoren bei der Gewichtung der aktuellen Umfragen geführt haben.

Ich würde vermuten, dass man akutell für keinen der battleground states eine sichere Prognose abgeben kann. Das ist alles "too close to call".


Nichtsdestotrotz kann man der Karte recht gut entnehmen, weshalb Pennsylvania so wichtig ist. Für beide Kandidaten gibt es nur wenige Wege, wie sie ohne diesen Staat die Wahl gewinnen können.

Gerade hier gibt es einige Unwägbarkeiten für beide Kandidaten. Dort gibt es beispielsweise eine polnischstämmmige Gruppe, die in der Vergangenheit bei Präsidentschaftswahlen häufig den Ausschlag gegeben hat. Von diesen Menschen ist bekannt, dass sie sich früher überdurchschnittlich häufig an Wahlen beteiligt haben. 2016 haben sie in der großen Mehrheit für Trump gestimmt, 2020 mehrheitlich für Biden. Die Frage ist, wie wirkt sich Trumps Nähe zu Putin dieses Mal aus? Eine weitere starke Minderheit in Pennsylvania sind die Puertoricaner. Puerto Rico ist seit dem Ende des 19. Jahrhunderts ein sogenanntes Territorium der USA. Puertoricaner sind US-Staatsbürger. An Präsidentschaftswahlen dürfen sie aber nur teilnehmen, wenn sie nicht auf Puerto Rico, sondern in den USA leben. Vor einigen Tagen trat der Komiker Tony Hinchcliffe bei einer Wahlkampfveranstaltung von Trump New Yorker Madison Square Garden auf. Dabei bezeichnete er Puerto Rico als "schwimmende Müll-Insel" und äußerte sich auch ansonsten sehr herablassend über Puertoricaner und andere Latinos. „Wo sind meine stolzen Latinos hier in der Halle?“ - „Ihr seht, die Grenze ist weit offen, so viele von ihnen sind es. Unglaublich.“ Auch über die angebliche Fortpflanzungsfreude der Latinos ließ er sich aus „They come inside – just like they did to our country. Hahaha.“. Insbesondere die puertoricanische Gemeinde war empört, und auch Latinos aus anderen Staaten fanden das alles andere als witzig. Bekannte Künstler aus der Community haben im Anschluss dazu aufgerufen, für Kamala Harris zu stimmen. Ob das tatsächlich Einfluss hat, bleibt abzuwarten. Aber alleine in Pennsylvania leben wohl ca. 600.000 Menschen, die von Puerto Rico stammen.

Kamala Harris wiederum könnte in Michigan Probleme bekommen. Dort gibt es eine starke arabisch-stämmige Community. Die haben traditionell demokratisch gewählt, drohen aber wegen der aktuellen Situation im Nahen Osten zu Hause bleiben.


Natürlich könnten Nevada und North Carolina z.B. für Harris Pennsylvania ersetzen. Doch letzterer ist strukturell konservativer als PE, daher wäre dieses Szenario doch eher unwahrscheinlich.

North Carolina könnte spannend werden. Traditionell ist das ein republikanischer Bundesstaat, aber es hat in den letzten Jahren viel Zuwanderung gegeben. Zudem haben die Republikaner mit Mark Robinson eine komplett irre Gestalt für die zeitgleich mit der Präsidentschaftswahl anstehenden Wahl zum Gouerneur nominiert. Der Mann liegt in den Umfragen weit hinter seinem demokratischen Konkurrenten. Die Frage ist, könnte das auch auf die Präsidentschaftswahl dort durchschlagen, weil z.B. republikanische Anhänger nicht an der Wahl teilnehmen?


Die Umfragen in Wisconsin und Michigan (die natürlich mit Vorsicht zu genießen sind) waren in den letzten Tagen wieder etwas freundlicher für Harris. Pennsylvania hinkt hier 1-2 Prozentpunkte hinterher.
Daher dürfte sie bei einem Sieg dort die anderen beiden vermutlich auch holen, womit die Sache für sie geritzt wäre.

Wie bereits geschrieben, für mich ist das alles "too close to call".

Eines ist aber klar. Sollte es nach der Wahl so aussehen, als würde Trump knapp hinten liegen, dann wird der erneut Zeter und Mordio schreien und von Wahlbetrug reden. Ihre Anwälte haben die Republikaner bereits in Stellung gebracht.


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