schwatzgelb.de das Fanzine rund um Borussia Dortmund
A- A+
schwatzgelb.de das Fanzine rund um Borussia Dortmund
Startseite | FAQ | schwatzgelb.de unterstützen
Login | Registrieren

ARD Doku: Wir waren in der AfD (Politik)

markus, Freitag, 19.01.2024, 21:22 (vor 703 Tagen) @ FourrierTrans

Nach den aktuellen Vorkommnissen wäre ein Verbotsverfahren imho sogar mit hoher Wahrscheinlichkeit positiv. Blöd nur, dass man dann sogar die Protestwähler verliert und radikalisiert, welche nur Protest wählen wollen und nicht die Nazis.


Wenn die Alternative ist, dass diese Partei unser Land in den Abgrund führt, ist das ein Opfer was ich in Kauf nehmen würde. Trotzdem muss die Regierung sich natürlich darum kümmern, dass es der Bevölkerung, vor allem von Mittelschicht und abwärts, besser geht. Dafür wäre aber eine soziale und „echt linke“ Politik nötig, im Sinne dass das erwirtschaftete Vermögen besser verteilt wird. Dass immer mehr Reichtum in den Taschen von immer weniger Menschen landet, ist allerdings ein globales Problem.


Jab. Und zumindest beim zweiten Teil des Satzes tut die Regierung genauso wenig, wie eine nur denkbar turbokapitalistischste Partei es auch tun würde. Nämlich gar nix. Das Top-Vermögen bleibt in Deutschland, trotz aller notwendigen Transformations- und Kriegsanstrengungen, komplett unbehelligt. Das merken die Menschen natürlich auch.


Ich bleibe ja dabei, dass das ein absolutes Nicht-Thema ist. Denn wäre das ein so dringendes Anliegen, würden SPD und Linke in den Umfragen führen, die das am ehesten ändern würden und nicht CDU und AfD, die das am wenigsten von allen ändern wollen. Die Stimmung ist nicht gegen Reiche, sondern umgekehrt gegen Arme. Da wird eher bemängelt, dass das Bürgergeld und der Mindestlohn zu hoch sind und nicht, dass die Reichen zu viel Kohle hätten.

Und unterbewusst befeuern wir das ja fleißig mit. Etwa indem wir uns Sorgen um die Wirtschaft machen, obwohl nominal weiterhin massiv die Umsätze steigen (wenn auch nicht so schnell wie die Inflation). Selbst wenn die Gewinne tatsächlich etwas kleiner würden, würden die Eigentümer ihr Vermögen trotzdem immer weiter steigern. Insofern ist es arg widersprüchlich, zu hoffen, dass die Wirtschaft möglichst gut läuft, während man gleichzeitig den Reichtum der Eigentümer kritisiert.


Sie sind halt nicht mehr glaubwürdig bei dem Thema. Und dann wandert die Mitte irgendwann nach rechts. Bestes Beispiel auch die von dir beschriebene Stimmung. Nach mindestens 20 Jahren eines stetigen Anstieg der Vermögensungleichheit/-zentrierung wird halt immer mehr nach unten getreten. Ist das dann am einfachsten, um den eigenen kleinen Erbhof zu sichern, völlig egal wie groß der dann ist. So ist der Mensch. Zumal das die Politik ja auch fördert, denn selbst die aktuelle Regierung mit Rot-Grün-Beteiligung mach Null anstalten, das zu ändern sondern macht Flanken auf die "Bürgergeld" oder "Elterngeld bei 150k Einkommen".


Was aber an der FDP liegt, die halt auch mitregiert.

Die Mitte müsste deutlich nach links und nicht nach rechts wandern, wenn das wirklich ein gravierendes Thema wäre. Wer nach rechts wandert, hat nichts gegen Reiche. Ganz im Gegenteil, er zementiert das und hat was gegen Arme und vor allem gegen Ausländer.


Ja, in der Theorie. Die Menschen verbinden mit dem, was im Parteienspektrum links ist aber nicht mehr die linken Ideen zur Chancen- und zumindest relativen Vermögensgleichheit. Und wenn man sich diese Entwicklung anschaut, besonders auch in Deutschland, dann muss man sagen: leider zurecht.

Wenn dich der Hundehaufen im Garten ärgert, wirfst du den Kackhaufen doch auch nicht in die Wohnung, um das Problem beheben zu können. Wenn ein Reifen platt ist, stichst du doch auch nicht die anderen drei Reifen zusätzlich kaputt. Wenn du Staus nicht magst, fährst du doch auch nicht mit voller Absicht in den nächsten Stau rein.


Das Beispiel geht aber in eine falsche Richtung. Die Reaktion, die das o.g. auslöst ist eine viel irrationalere, von Gefühlen geprägt, die des in die Ecke getriebenen Tieres. Oder Beispiel Industrie. Du hast ein Wendehalsmanagement, was von oben nach unten bestraft und wo nur so Aufstieg funktioniert. Die Eigentümer wollen die Bude verkaufen, der Vorstand wird daran mitverdienen und spricht hinter vorgehaltener Hand also Ziele aus, Personal abzubauen und alles wegzurasieren, was nicht bei drei auf dem Baum ist, damit die Kurse am Tag x gut stehen. Du hast ein Haus gebaut, stehst in der Kreide und eine Frau mit zwei Kindern und bist Abteilungsleiter. Es herrscht eine Krise in genau dem Industriezweig und die Arbeitnehmer haben größtenteils Einstellungsstopp. Getreu des Bundeswehrmottos herrscht dann "Scheiße fließt abwärts" und du hast die ehrenvolle Aufgabe, 2 Leute aus deinem Team ans Herz zu legen, sich was anderes zu suchen. Ungerecht, irrational weil das Geschäft gut läuft und man die Leute braucht, schwer zu erklären. Du weißt aber, was passiert, wenn du es nicht umsetzt (weil den nächsten Managementetagen nach oben genau diese Aufgabe in die Bonuszahlungen geschrieben wurde). Was machst du? Nach unten treten?


Der Vergleich hinkt. In der Wahlkabine ist jeder allein und die Wahl ist geheim. Das Druckszenario, zwingend CDU oder gar AfD wählen zu müssen, weil ansonsten Nachteile drohen, gibt es bei Wahlen nicht. Da kann jeder sein Kreuz dort machen, wo er will. Natürlich finden Abwägungen auch bei einer Wahl statt. Aber dass jemand so vernebelt ist und dann links und rechts nicht mehr unterscheiden kann, ist unwahrscheinlich. Wer rechts der Mitte wählt, hat nichts gegen Reiche, wohl aber gegen Arme und Ausländer. Die Meinung mag unter Beeinflussung zustande gekommen sein und irrational sein. Es ändert trotzdem nichts daran, dass diese Meinung da ist. Niemand, der das Problem der Vermögensungleichheit hoch priorisiert, wählt zur Lösung AfD. Es gibt derzeit einfach wenig Menschen, die dieses Problem tatsächlich als solches erkennen.


Das Druckszenario machen sich die Menschen hierbei selbst. Weil sie Angst haben etwas zu verlieren in einer Situation, bei der sie in den vergangen 1-2 Jahrzehten schon gemerkt haben, dass Kosten, auch für sie ganz persönlich, steigen. Die Ausfahrt rechts scheint da Schutzmechanismen anzubieten, die keine sind. Es geht auch gar nicht primär umd Reiche und Arme. Es geht dann um ganz pragmatische Dinge wie "die AfD sagt, mit uns fließt wieder russisches Gas, dann wird's auch für mich wieder günstiger". Da wird keiner dabei sein, der dem Albrecht eins auswischen will.

Das bestätigt doch aber meine These, dass das Thema Vermögensungleichheit keins ist, was die Masse aufregt. Die Leute haben eher die von dir genannten Themen in Kopf. Und nicht, dass Albrecht zu viel Geld hat, welches langsam mal umverteilt werden müsste.

Ich würde sogar soweit gehen und behaupten, dass die meisten Menschen gar nicht wissen, wer in der Forbes Liste in den Top 10 ist und wie hoch deren Vermögen jeweils ist. Weiß ich auch nicht. Das ist doch für die meisten gar nicht greifbar. Den Leuten ist vollkommen egal, ob ein Albrecht 1 Milliarde, 10 Milliarden oder nur 100 Millionen besitzen würde. Er wäre für den Normalo in allen Fällen völlig unerreichbar und abartig reich. Wo wollte man da die exakte Grenzen ziehen?


Antworten auf diesen Eintrag:



gesamter Thread:


1517083 Einträge in 16293 Threads, 14350 registrierte Benutzer Forumszeit: 22.12.2025, 21:26
RSS Einträge  RSS Threads | Kontakt | Impressum | Nutzungsbedingungen | Datenschutzerklärung | Forumsregeln