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Kekulé Interview (Corona)

markus, Mittwoch, 02.02.2022, 07:59 (vor 817 Tagen) @ Goalgetter1990

Natürlich kann man das begründen, wenn es nötig wird. Das hat auch nichts mit "Armutszeugnis" zu tun. Mit dem Virus lassen sich nun Mal keine Verträge eingehen. Wenn es mutiert in eine Form die uns als Gesellschaft vor zu große Aufgaben stellt, muss man eben mit den Erfahrungen der letzte Jahre agieren.


Die Frage ist, was man eigtl. erreichen möchte und was ein dauerhafter akzeptabler gesellschaftlicher Zustand sein kann. Dass neue Mutationen kommen werden, ist so sicher wie das Amen in der Kirche, genauso dass es in den kommenden Wintern zu neuen Wellen kommt.

Es wäre das angesprochene "Armutszeugnis", wenn man es schafft einen endemischen Zustand zu erreichen, und dann dennoch weitere Maßnahmen im Winter wieder einführt, wahlweise weil "wir die Winter-Welle brechen müssen" oder "weil wir nicht wissen, wie sich Mutante xy auswirkt". Und ja, ich sehe genau diese Stimmen jetzt schon aufziehen. Eine Akzeptanz des Schwebezustands als Dauerzustand auf Jahre hinaus darf es nicht geben. Wie man exakt diesen Schwebezustand überwindet (bspw. Impfpflicht ab 18, ab 50, etc.) ist eine andere Frage. Aber jetzt schon zu sagen, dass man trotz eines endmischen Zustands (!) auch in den kommenden Jahren auf jeden Fall Maßnahmen ergreifen muss, ist eine Akzeptanz des Ausnahmezustands als Dauerzustands.


Eine interessante Frage wird sein, wie dieser endemische Zustand eigentlich aussieht. Mit der Influenza, die seit Jahrzehnten im endemischen Status ist, kommt man klar, allerdings kommt es auch dort hin und wieder zu recht hohen Auslastungen in den Krankenhäusern. Corona kommt dann dauerhaft zusätzlich dazu. Zusammen mit der Influenza, die wir mit den Masken seit zwei Jahren extrem gut eindämmen, könnte das in Summe zu einem Problem führen. Es ist leider nicht so, dass Corona die Influenza ablöst. Das gibt es zukünftig beides gleichzeitig.

Offen ist zudem, wann wir diesen endemischen Status erreichen, wenn wir die Impflücke weiterhin nicht schließen. Drosten sagte in einem seiner letzten Interviews, dass das u.U. noch einige weitere Jahre dauern wird. Vergangene Pandemien haben oft zwei Jahre gedauert. Da gab es aber auch keine Gegenmaßnahmen. Mit Gegenmaßnahmen dauert die natürliche Durchseuchung wesentlich länger, weil die Ausbreitung verlangsamt wird. Wir kommen leider immer wieder an dem Punkt, dass wir die Impfungen nutzen müssen. Mit den Impfungen kommen wir viel schneller zum Ziel.


Beim ersten Punkt: Exakt das wird die Frage bzw. das Problem sein. Da Corona zusätzlich zur Grippe hinzu kommt, wird man so oder so sich in Richtung Auslastungsgrenzen bewegen. Entsprechend wäre auf jeden Fall a) eine massive Impfkampagne jeweils im Herbst (für beide Krankheiten) und b) keine weitere Schrumpfung der Intensivplätze notwendig. Man sollte sich aber des Fakts bewusst machen, dass man diese Situation ab jetzt jedes Jahr haben wird. Wenn wir in 5 Jahren noch dastehen und über Maßnahmen diskutieren, weil Grippe und Corona im Winter beide kommen, dann wäre etwas falsch gelaufen.

Exakt das wird das Problem sein. Wir erreichen trotz massiver Impfkampagne so schon nicht genügend Menschen bei Corona. Wenn man zusätzlich auch noch bei der Influenza sehr viele Impfungen benötigt, könnte das zukünftig ein Problem sein. Erreichen wir ohne Impfpflicht genügend Menschen? Ist das überhaupt realistisch? Wenn nein: Kann stattdessen die Anzahl der Betten in den Krankenhäusern deutlich erhöht werden? Auch das wird schwierig, denn in den nächsten Jahren gehen die ersten Boomer in Rente. Der demographische Wandel wird für eine massive Verschärfung des Fachkräftemangels führen.

Zum zweiten Punkt: Ich verstehe unter einer "natürlichen Durchseuchung", dass jeder entweder durch Impfung, durch Infektion oder durch beides Kontakt zum Virus hatte. Diesen Zustand sollten wir doch allerspätestens im April/Mai erreichen, gerade jetzt wenn Omikron durchläuft (und dass Omikron durchlaufen wird, daran sollte es ja keine Zweifel geben). Selbst wenn man eine niedrige Dunkelziffer ansetzt, die eine doppelt so hohe Infektionszahl als angegeben annimmt, wird es eine solche Durchseuchung geben. Ein endemischer Status kann also eben nur über eine solche Situation erreicht werden, weil: Besser, als dass jeder mit dem Virus schonmal in Kontakt war, kann es ja nicht mehr werden (Das einzige, was theoretisch noch besser wäre, ist dass jeder (!) geimpft ist und zusätzlich jeder (!) auch eine natürliche Infektion hatte, und somit noch immuner ist für die Zukunft). Ich kenne das angesprochene Drosten Interview nicht, frage mich aber, wie es sein kann, dass man sagt, dass es noch einige Jahre dauert bis man einen endemischen Zustand erreicht, wenn eine Durchseuchung der Bevölkerung bis zum Frühjahr fast schon sicher ist.

Das Argument war, dass ein einmaliger Kontakt mit dem Virus wohl nicht ausreichend ist. Erst wenn man auch mit den Subtypen in Kontakt war, hat man wirklich eine brauchbare und endemische Immunität ähnlich wie bei der Influenza. Drosten verwies auf die USA. Dort sterben noch immer täglich über 2.000 Menschen, obwohl man dort schon sehr viel weiter ist mit der natürlichen Durchseuchung.


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