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Melanie Brinkmann Interview: Mit Blick auf die Zukunft (Corona)

Lutz09, Tor zum Sauerland, Sonntag, 04.07.2021, 21:47 (vor 998 Tagen) @ FourrierTrans

Ein sehr ausführliches Interview mit Melanie Brinkmann.

- Ohne Impfung der Kinder und bessere Schutzmaßnahmen an Schulen wird Delta durch die Schulen rauschen
- Kinder müssen geimpft werden. Geht davon aus, dass STIKO bald Empfehlung ändern wird
- Masken und Abstandhalten auch in 2022, weil Impfschutz mit neuen Varianten zunehmend abnimmt.

Interview


Was ich mich zunehmend frage, insbesondere im Hinterkopf dabei die jüngere Entwicklung bei Covid-19 und die jetzt schon prognostizierten möglichen Schulschließungen im Herbst: Wie sieht eigentlich die Zukunft der jüngeren Generation aus?
Ich bin zwar schon Fallobst und habe die "3" überschritten, aber beispielsweise einige junge Leute in der Familie, die z.B. gerade Abi gemacht haben. Die "Kids" kenne ich seit der Geburt und weiß daher einigermaßen gut, wie sie aktuell leben und kann nur sagen: was für eine verlorene Jugend seit knapp 1,5 Jahren.
Sicherlich, ist alles im ersten Moment nicht sonderlich wichtig, dennoch. Die "Älteste" hat das Gym verlassen, ohne mit ihrer Stufe zum Abschluss zusammengekommen zu sein. Die letzten Monate hat man in Wahrheit auch größtenteils virtuell verbracht, von den Kleinen ganz zu schweigen. Freundinnen der Ältesten, die ein Jahr älter sind und 2020 ihr Studium angefangen hatten, sind drauf und dran das Studium abzubrechen und in die Heimat zurückzukehren. Völlig vereinsamt, teilweise in fremden Städten, ohne auch nur einmal Kontakt zu anderen Studierenden und Lehrpersonal gehabt zu haben.
Jetzt schaue ich zurück auf meine Zeit und werfe mal, mit der heutigen Brille betrachtet, völlig verrückte Dinge in den Raum. Wir sind von einer 18ter-GB-Feier/Abi-Feier zur nächsten, haben danach Semesterparties in vollen stickigen Clubs besucht, waren auf unzähligen WG-Parties, wo keiner mehr wusste wer der Anwesendenden eigentlich eingeladen war und wer nicht, haben in überfüllten Hörsälen und Mensen gehockt/gelernt (was durchaus Disziplin eingetrieben hat), sind in vollen Sonderzügen zu Auswärtsfahrten gepilgert oder gelegentlich auf dem Hamburger Kiez in Kneipen Taschengeld durch kellnern verdient. Wenn es uns richtig gut ging und wir genug Geld gespart hatten, sind wir als Kohorte mit dem billigsten Flieger nach Italien oder Spanien, einfach so.
Fachlich wird man die Leute vermutlich auch ohne alldem entsprechend für den Arbeitsmarkt fit machen können, aber welche Form der Sozialisierung ich/wir dadurch genommen hätten, vermag ich nicht zu sagen. Wenn ich jetzt lese, dass wir auch im nächsten Jahr als Menschen, trotz Impfung, nicht näher zusammenkommen können, dann macht mir das wirklich Angst. Eine derart verlorene Jugend hatte wohl wirklich nur die aktive Kriegsgeneration. Und die Frage, wie diese Aussichten die Impfmoral möglicherweise hart unterwandern werden, könnte auch ein Problem sein...

Viele ihrer Aussagen sind doch recht theoretischer Natur. Auch sie kann nicht prognostizieren, wie sich Corona entwickelt, geht aber davon aus, dass selbst Geimpfte bis nächstes Jahr die Maske tragen sollen. Nun ja.

"Kinder gegen Covid-19 impfen? Die Daten sprechen dafür", sagt sie. Es gibt auch Daten, die eben nicht dafür sprechen.

"Ja, der Impfschutz ist nicht perfekt und wird durch neue Virusvarianten noch verringert."
Ok, in welchem Bereich sich das bewegt und ob das überhaupt relevant wird, sagt sie nicht. Und was heißt schon perfekt? Kein Impfstoff ist das. Das RKI schätzt die klinische Impfwirksamkeit der Grippeimpfung 2019/20 auf 62 Prozent. Zum Vergleich: In der Grippesaison 2018/19 lag diese bei 21 Prozent, im schweren Grippewinter 2017/18 bei 15 Prozent. Nur mal zum Vergleich.

"Es wird trotz Impfungen weiterhin zu Infektionen kommen. Und das ist, zumindest im Moment noch, die große Gefahr: Auch infizierte Geimpfte ohne Krankheitssymptome können vielleicht noch unbemerkt Nichtgeimpfte infizieren." Sehr viel Konjunktiv, sie weiß es nicht. Theoretisch ist es möglich, doch wie groß ist die Wahrscheinlichkeit?

"Wir wissen momentan noch nicht, wie viele Viren Geimpfte noch ausscheiden können. Deshalb halte ich es für sinnvoll, dass Geimpfte noch so lange Maske tragen und Abstand halten, bis der Großteil der Bevölkerung geschützt ist, also mindestens ins Jahr 2022 hinein, vor allem in Innenräumen und im Winterhalbjahr."

Das ist natürlich ein wirkliches Problem. Man hat (wie so oft) keine Evidenz, nimmt aber den schlecht möglichen Fall an (wie so oft). Nun, kann man so machen. Oder Daten sammeln, auswerten und dann entscheiden.

Zumindest ist sie optimistisch, dass der Immunschutz nach neueren Daten lange anhalten wird, wir nicht noch einmal ohne dastehen werden und die Infektionsdynamik nicht mehr so erleben werden.

"Aber es ist schwer vorherzusagen, wie sich das entwickelt. Vorerst beruhigt mich, dass das Coronavirus es noch nicht geschafft hat, dass die Impfungen nicht mehr wirken."

Genau mit diesem apokalyptischen Ausblick wartete Lauterbach vor ein paar Tagen bei Lanz auf. Der befürchtete, dass das Virus aufgrund des aggressiven Gegenangriffs den Turbo zündet und zu einer Art Supervirus mutiert, gegen das all die bislang bekannten Impfungen und selbst eine überstandene Infektion nicht schützen und Geimpfte befällt.

Was auch sonst.


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