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Impfungen in D (Corona)

Ulrich, Freitag, 06.08.2021, 00:08 (vor 995 Tagen) @ frei13

Es ist tatsächlich ernüchternd, dass die Impfungen nicht mehr angenommen werden. Und das bei erst 62% der Bevölkerung (in Sachsen 52%).
Jeder Staat im westlichen Europa hat Deutschland überholt. Ich verstehe wirklich nicht, wie sowas passieren konnte. Bin von 10% Impfgegnern ausgegangen und ca. 10% Kindern, aber dann fehlen immer noch 18% der Einwohner. Probleme einen Termin zu bekommen gibt es ja nun wahrlich nicht mehr.

Für mich sind die Prozentsätze schwer einzuschätzen. Den harten Kern der Impfgegner würde ich in Deutschland aber eher im niedrigeren einstelligen Bereich verorten. Allerdings gibt es vermutlich deutlich mehr, die zumindest verunsichert sind. Vor weniger als zwei Stunden konnte man ja auch hier im Forum lesen, wie kackendreist gelogen wurde.

Impfgegner gab es schon lange vor Corona. Und diese Leute wissen schon seit Jahrzehnten, wie sie ihre Lügen am besten im Netz verbreiten. Zunächst auf eigenen, suchmaschinenoptinmierten Homepages, etc. In den Sozialen Medien waren sie dann von Anfang an dabei. Und haben durchaus eine größere Reichweite entwickelt. Aber die Menschen außerhalb des harten Kerns dürfen zumindest zu einem großen Teil noch erreichbar sein oder sich impfen lassen, weil sie sonst Unannehmlichkeiten im Alltag erleiden.

Der größte Teil derjenigen, die sich nicht impfen lassen, sieht sich meiner Vermutung nach nicht von Covid-19 bedroht. Da herrschen vermutlich Gedanken wie "Corona ist vorbei", oder "Mir wird schon nichts passieren" vor.

Aber letztens gab es eine Aktion in meiner Stadt, anstellen und impfen in der Bücherei. Da standen tatsächlich Leute 4h an, um den Piks zu bekommen. Beim Arzt wartet man gar nicht mehr, aber ich stelle mich lieber an... Es ist nicht zu verstehen, wie manche Menschen durch das Leben kommen...

"Herdentrieb", "Event-Charakter", "Jetzt muss ich mich aber aufraffen!"? Menschen verhalten sich manchmal arg irrational. Mir fällt bei so etwas die knapp 150 Jahre alte Geschichte vom gestrichenen Zaun ein, die Mark Twain in seinem Buch Tom Sawyer erzählt hat.


Das möchte ich auch noch loswerden: Der Lanz mit seiner Stimmungsmache gegen die Impfung von Kindern!, geht mir auch richtig auf den Sack. Zum einen sind damit die über 12jährigen gemeint und nicht die Grundschulkinder (das wird bei ihm nie richtig klar) und seine ständige Verteidigung der Stiko ist auch unerträglich. Die vielen Änderungen der Stiko in den letzten 5 Monaten haben auch dazu beigetragen, dass es jetzt so schlecht läuft und so hat zumindest bei mir die Stiko kein gutes Bild hinterlassen. Dazu nervt die Gemütlichkeit vom Vorsitzenden doch sehr...

Die Stiko ist eine extrem konservative Einrichtung. Sie prüft in der Regel ausführlich, stützt sich dabei nur auf offiziell veröffentlichte Studien und empfiehlt Impfstoffe meist erst Jahre nach der Zulassung. Bei der SARS-CoV-2-Impfung für Erwachsene ist sie über ihren eigenen Schatten gesprungen. Bei Kindern und Jugendlichen hat sie das nicht vor.

Grundsätzlich ist das auch legitim. Aber das große Problem ist die vielfach absichtliche Fehlinterpretation, die Stiko würde Impfungen von Kindern und Jugendlichen ab 12 von einigen Ausnahmen abgesehen grundsätzlich ablehnen. Das ist nicht so, wird aber einfach nicht klar artikuliert.

Andere Impfkommissionen sehen es anders. So hat ausgerechnet die Sächsische Impfkommission die Impfung in dieser Altersgruppe empfohlen, und auch in anderen Staaten gibt es diese Empfehlung.

Die Gruppe 10-20 ist im Moment die am meisten betroffene Gruppe, und auch wenn hier die Erkranung wohl kein Problem darstellen sollte, gefährdet die Gruppe mE die älteren Menschen doch wieder. Wer weiss denn genau, wie lange und wie gut die Impfungen schützen, jetzt nachdem die 80jährigen seit fast 5 Monate durch sind. Außerdem ist bei der geringen Anzahl von Impfungen doch vorprogrammiert, dass sich die Intensivstationen im Herbst wieder füllen werden. Bei ca. 20 Millionen ungeimpten Person wenn da nur 0,5% ins Krankenhaus müssen, ist das eine stattliche Anzahl, und man kann ja auch nicht sagen, wieviele geimpfte Menschen trotzdem ins Krankenhaus müssen.

Genau das ist der Punkt. Delta wird dafür sorgen, dass sich alle nicht Geimpften anstecken werden. Was auch die Experten nicht einschätzen können, das ist die zeitliche Dynamik. Bekommen wir eine schnell ansteigende, hohe Welle, dann hat Delta noch immer das Potential, unser Gesundheitssystem an den Rande der Belastbarkeit oder sogar über die Belastbarkeitsgrenze hinweg zu treiben.

Ich bin mir sehr sicher, dass sich viele noch nicht Geimpfte sich wenn die nächste Welle auch für sie spürbar deutlich ansteigt impfen lassen werden. Dann wird es aber ein Wettlauf mit der Zeit werden.

Eigentlich ein Wahnsinn alles. Ich glaube, dass der Herbst 2021 wird, wie der Herbst 2020 war. Der Optimismus der letzten Monate schwindet...

Ich gehe ebenfalls davon aus, dass wir spätestens im Spätherbst voll in die vierte Welle laufen werden. Wie gut unsere Wirtschaft und unser Gesundheitssystem das weg stecken werden dürfte davon abhängen, wie viele Menschen in welchen Altersgruppen gleichzeitig erkranken.


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