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Prof. Carsten Watzl zur Situation in Island (Corona)

markus, Montag, 09.08.2021, 15:52 (vor 992 Tagen) @ Goalgetter1990

twitter.com/CarstenWatzl/status/1424615226071203841

Zwar "nur" Twitter, aber Watzl ist Leiter des Forschungsbereichs
Immunologie am Leibnitz-Institut für Arbeitsforschung an der TU Dortmund.


Was umso mehr dafür spricht, dass es nicht mehr sinnvoll ist, sich am Inzidenzwert zu orientieren. Wenn man - wie hier - mit 93% Durchimpfung trotzdem Inzidenzwerte jenseits der 100 hat, gleichzeitig eine Impfung aber vor schweren Verläufen gut schützt, sollte klar sein, dass andere Indikatoren (Krankenhausbelegung, Intensivbelegung, etc.) deutlich geeigneter sind, um Einschränkungen zu begründen. Ich hoffe doch inständig, dass sich dies am Mittwoch auch in der Ministerpräsidentenkonferenz durchsetzt, auch wenn ich die Ministerpräsidenten - was die bisherigen Statements angeht - als realitätsbezogener einschätze als die Bundesregierung.


Trotzdem bleibt eine Änderung der Inzidenzwerte der früheste Indikator für eine Veränderung des Infektionsgeschehens. Was die reine Belastung der Kliniken angeht, so könnte man sicherlich die jeweiligen Grenzwerte deutlich erhöhen. Um welchen Faktor, das müssten die Experten diskutieren.

Man sollte aber auch andere Gesichtspunkte nicht vergessen. Bei Inzidenzen im dreistelligen Bereich erscheint mir eine Nachverfolgung durch die Gesundheitsämter kaum noch möglich. Man müsste befürchten, dass die Situation weiter entgleist. Und bei einem hohen Infektionsgeschehen erhöht sich zudem die Gefahr, dass sich neue Escape-Varianten des Virus heraus bilden.


Ich tue mich mit dem letzten von dir genannten Punkt sehr schwer. Die Bildung von neuen Varianten lässt sich alleine schon deswegen nicht verhindern, da es in anderen Teilen der Welt - selbst mit verfügbaren Impfstoffen - immer hohe Inzidenzen geben wird (außer das Virus läuft sich irgendwann "tot"). Insofern wäre der einzige Unterschied, dass die Variante nicht hier "entsteht", sondern eben im Ausland. Aber die Möglichkeit weiterer Varianten zu nehmen, um Maßnahmen zu begründen, halte ich für schwierig.

Das Argument ist ähnlich wie das der Klimakritiker: Was können wir denn schon mit 2% der Weltbevölkerung ausrichten, wenn die anderen 98% nicht mitziehen? Der Punkt ist: Wenn jeder so denkt, kann sich nichts ändern. Irgendjemand muss anfangen. Im Idealfall ziehen alle am gleichen Strang. Wenn das nur einige wenige tun, ist das natürlich ungünstig, bringt allerdings auch schon etwas. Die Wahrscheinlichkeit, dass sich neue Varianten bilden, wird entsprechend kleiner.

Man kann ja auch weiter Inzidenzen als Teil-Indikator beibehalten. Aber dann auf keinen Fall mit 35 oder 50, sondern - wie du auch schon angesprochen hast - eben deutlich höher.

Es hat beides Vor- und Nachteile. Im Idealfall beschränken sich die Maßnahmen nur auf das Umfeld der Infektionen. Dafür ist erforderlich zu wissen, wo die Infektionen stattfinden. Das ist die Aufgabe der Gesundheitsämter. Reicht das alleine nicht aus, muss mit (möglichst wenig) zusätzlichen Maßnahmen gegengesteuert werden. Je mehr Infektionsketten durch die Gesundheitsämter gebrochen werden, desto weniger zusätzliche Maßnahmen werden notwendig.

Die Inzidenzen können zukünftig deutlich höher sein, bevor es in den Krankenhäusern kritisch wird. Wenn es allerdings dann doch wieder kritisch wird, hätten wir so hohe Inzidenzen, dass der Anteil der nachverfolgbaren Kontakte verschwinden gering ist. Dann helfen im schlimmsten Fall erneut nur noch Maßnahmen nach dem Gießkannenprinzip. Und die wollen wir ja eigentlich nicht erneut.

Niemand kann zuverlässig sagen, ab welcher Inzidenz die Krankenhäuser Probleme bekommen. Ist es die vierfache Größe? Oder geht noch mehr? Wenn wir das jetzt schon alles wüssten und mit Sicherheit sagen könnten, dass die Krankenhäuser problemlos durch den Winter kommen, wäre vieles einfacher. Leider ist das alles nicht exakt berechenbar, zumal wir nicht wissen, ob nicht noch weitere ansteckendere Varianten auftreten.


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