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Finnische Europaministerin Tuppurainen war gestern wegen Uniper in Berlin (Politik)

Ulrich, Samstag, 16.07.2022, 09:20 (vor 648 Tagen) @ Sascha

War wohl eher keine Tuppurparty...

Weg von allen Wortspielen ist das ein Milliardenzock. Uniper sind die Lehman-Brothers der deutschen Gaswirtschaft. Über die läuft extrem viel. Sie agieren als Zwischenhändler zwischen den Gasproduzenten -in diesem Fall vor allem Russland- und den Gasversorgern, die die Endkunden beliefern. Hier liegt das Problem des Konzerns. Man hat Gas langfristig zu niedrigen Preisen eingekauft, darauf vertrauend hat man mit den eigenen Kunden ebenfalls langfristige Verträge gemacht. Jetzt aber ist Russland vertragsbrüchig und liefert nicht mehr. Man muss deshalb auf dem Spotmarkt teuer nachkaufen und setzt täglich "einen mittleren zweistelligen Millionenbetrag" zu. Man geht aktuell davon aus, dass sich die Verluste auf ca. 10 Milliarden Euro im Jahr 2022 aufsummieren könnten. Zudem betreibt Uniper z.B. Gasspeicher, die für die Versorgungssicherheit wichtig sind. Eine Insolvenz des Unternehmens könnte in der Tat einen Domino-Effekt auslösen, der quer durch die gesamte Erdgas-Branche laufen könnte.

Auf der anderen Seite betreibt Uniper z.B. Kohlekraftwerke, die seit ca. einem dreiviertel Jahr von den deutlich gestiegenen Strompreisen profitieren und hohe Gewinne abzuwerfen versprechen. Die aus finnischer Sicht "beste" Lösung wäre deshalb, die dritte Gaswarnstufe auszurufen. In diesem Fall könnte Uniper die gestiegenen Einkaufspreise an seine Kunden weitergeben und wäre komplett aus dem Schneider. Gleichzeitig würden die Gewinne aus dem Stromgeschäft bei den Eigentümern landen.

Die dritte Gaswarnstufe könnte die Verbraucher sehr unterschiedlich treffen. Wer seinen Vertrag mit einem Unternehmen abgeschlossen hat, das wiederum über einen Großhändler Gas aus Russland eingekauft hat, der müsste mit exorbitanten Preissteigerungen leben. Diejenigen, deren Versorger das Gas aus Norwegen oder aus den Niederlanden bezieht, der müsste weitaus weniger zahlen. Aus diesem Grund plant das Wirtschaftsministerium wohl einerseits, gegebenenfalls bei Uniper einzusteigen. Und andererseits arbeitet man an einem Umlagesystem, bei dem die gestiegenen Kosten für Erdgas auf alle Kunden verteilt werden, egal wo ihr Versorger einkauft. Die Frage ist aber, bekommt man das schnell rechtssicher hin?

Letztlich weiß man, dass steigende Preise deutlich stärker zum Energiesparen motivieren als reine Sparappelle. Aber gleichzeitig laufen wir auf eine Situation zu, in der ggf. ein Teil der Bürger seine Gasrechnung nicht mehr bezahlen kann. Hier eine Balance zu finden, wird unglaublich schwierig.


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