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und das ukrainische Volk? (Politik)

Will Kane, Biosphärenreservat Bliesgau, Dienstag, 08.03.2022, 18:58 (vor 1383 Tagen) @ DanVanKes

Wenn man sich so "einigen" würde wie kommt das beim ukrainischen Volk wohl an? Zerstörungen und dutzende Tote mit Verhandlungsergebnissen, die es vor dem Krieg auch hätte geben können.

Sind solche Übereinkunfte wohl im Sinne der Opfer und der Menschen der Ukraine?

Man sollte sich immer fragen, wer oder was „das ukrainische Volk“ eigentlich ist oder ob es überhaupt als Einheit existiert.

Ukrainische Staatsbürger sind in erster Linie ethnische Ukrainer, die ukrainisch sprechen. Die zweitgrößte Gruppe bilden ethnische Russen, die russisch sprechen. Es gibt aber auch nicht wenige ethnische Ukrainer, deren Muttersprache Russisch ist, und ethnische Russen, deren Muttersprache ukrainisch ist.

Viele dieser ukrainischen Staatsbürger beherrschen beide Sprachen.

Daneben gibt es eine ganze Reihe ethnischer Minderheiten wie Ungarn, Polen, Krimtataren, Rumänen und andere., die z.T. nur ihre jeweils eigene Sprache beherrschen, z.T. auch ukrainisch oder russisch oder beide Sprachen.

Vor dem Separatistenkrieg im Osten der Ukraine und der Annektierung der Krim durch Russland gab es bei diesen verschiedenen Bevölkerungsgruppen sehr unterschiedliche Einstellungen zur Ukraine als Staat und bezüglich des Verhältnisses zu Russland. Wobei auch das von der ukrainischen Regierung forcierte Sprachengesetz eine durchaus wichtige Rolle spielte. Diese Einstellungen änderten sich teilweise bei einigen dieser Gruppen mit dem Ausbruch des Separatistenkrieges und der Krimannektierung deutlich, verstärkten sich aber teilweise auch. Jetzt nach der russischen Invasion gibt es da wieder Änderungen, aber auch Bekräftigungen.

Das alles mag für uns wenig relevant erscheinen, für ein Land wie die Ukraine ist es dies keineswegs. Letztlich eine der Ursachen für die seit Jahren andauernden kriegerischen Auseinandersetzungen. Im westlichen Europa (nicht in den Anrainerstaaten wie Polen oder Ungarn) wird leider wenig beachtet oder gerne verdrängt, dass es im Osten der Ukraine seit Jahren Krieg gibt mit 13.000 Toten und welche Auswirkungen dies auf die dortige Bevölkerung hat. Da hat auch das Minsker Abkommen de facto wenig geändert.

Im Osten der Ukraine ist ein Grußteil der Bevölkerung schlicht kriegsmüde; die Lebensbedingungen haben sich permanent verschlechtert. Man ist um jede Art von Frieden dankbar, egal wie der aussehen würde. Und nicht wenige begrüßen auch die russische Invasion; nämlich genau diejenigen, welche die Separatisten unterstützen.

Eine (wie auch immer geartete) Teilung der Ukraine, die ja seit Jahren de facto besteht, ist im Prinzip unumgänglich. Welche Chancen die verbleibende ‚West‘-Ukraine dann als Staat hat, wird nicht zuletzt davon abhängen, wie die ukrainische Bevölkerungsmehrheit und die Bevölkerungsminderheiten zusammenleben können. Ob sich daraus ein ‚ukrainisches Volk‘ mit einer gemeinsamen Identität entwickeln kann, muss abgewartet werden.


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