AfD scheitert voraussichtlich bei Oberbürgermeister-Stichwahl in Nordhausen (Politik)

Habakuk, OWL, Montag, 25.09.2023, 17:56 (vor 812 Tagen) @ markus

Ja. Und dennoch sehe ich nicht die Gefahr, dass eine AFD zu einer neuen NSDAP wird. Da gibt es einfach zu viele Unterschiede zu den frühen 30er Jahren.

Klar, auf Bundesebene wird das noch ein langer Weg, bis es wirklich gefährlich werden könnte. Aber das wird man Anfang der 1930er Jahre bestimmt auch gedacht haben. Auch eine NSDAP ist mal klein angefangen.

In der Tat. Vor zehn Jahren hätten es vermutlich nur die wenigsten für möglich gehalten, dass sich aus dem "EU-skeptischen" liberalkonservativen Verein mal eine offen rechtsradikale Partei mit einen Wählerpotenzial von 40% und mehr entwickeln würde. Wer jetzt immer noch die These vertritt, dass da "schon nichts Schlimmeres" draus entstehen könnte, der ist schlicht mit dem Klammerbeutel gepudert. Unsere Demokratie ist ernsthaft in Gefahr. Schon jetzt ist es einigen unserer demokratischen Parteien ja kaum noch möglich, Entscheidungen zu treffen ohne dabei in vorauseilendem Gehorsam Positionen der AfD zu übernehmen.

Natürlich gibt es Unterschiede zur Weimarer Republik - wie könnte es die auch nicht geben, neunzig Jahre später? Die damalige Weltwirtschaftskrise war sicherlich für den Einzelnen um einiges bedrohlicher als die aktuellen Krisen, aber damals gab es auch noch kein Internet. Lügenpropaganda lässt sich heutzutage um einiges schneller verbreiten, und die breite Medieninkompetenz der Bevölkerung bietet ideale Voraussetzungen, auf diesem Weg Wut und Hass zu schüren.

Das Erstarken von Rechtspopulisten in weiten Teilen Europas hat aber nicht nur innenpolitische Konsequenzen. Auch wenn sich die Weidels und Chrupallas derzeit gerne mit den Orbans und Kaczynskis verbrüdern, würde die Harmonie in einem Europa mit zahlreichen derartigen Regierungen nicht mehr lange bestehen bleiben. Man braucht nicht viel Fantasie um zu wissen, wie schnell aus diesen Brüdern und Schwestern im Geiste politische Gegner oder gar Feinde werden, wenn sich die national(istisch)en Interessen mal nicht decken.