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Nach dem Stresstest - Christan Lindner macht Stress .... (Politik)

Ulrich, Dienstag, 06.09.2022, 06:34 (vor 1204 Tagen) @ Basti Van Basten

Energiekrise: Neuer Konflikt um Atomenergie in der Koalition (Süddeutsche Zeitung)

Lindner fordert den Weiterbetrieb von drei Kraftwerken bis mindestens 2024.


Hat er mit Habeck Ministerien getauscht oder wie kommt der gelbe Vogel darauf, dass er sich da einmischen dürfte?

Manche Leute glauben, es gibt scheinbar einfache Lösungen für ausgesprochen komplexe Probleme. Aktuell ist diese scheinbar einfache Lösung der Weiterbetrieb der drei noch am Netz befindlichen AKW. Lindner fährt in dieser Frage im Konvoi mit Söder und Merz.

Man verkennt dabei einiges. Zunächst einmal geht die mit Abstand größte Gefahr für das deutsche Stromnetz vom Stromhandel aus. Der überlastet die Leitungen und führt dazu, dass zusätzliche Kraftwerkskapazität benötigt wird. Und zudem haben nicht nur die französischen, sondern auch die deutschen AKW einen massiven Wartungsstau. Normalerweise müssen die Anlagen alle zehn Jahre einer periodischen Sicherheitsüberprüfung unterzogen werden. Bei den drei noch laufenden Kraftwerken wäre die 2019 fällig gewesen. Wegen des Laufzeitendes 2022 hat man darauf allerdings verzichtet. Anders als von interessierter Seite behauptet, ist das kein reiner Verwaltungsakt. Statt dessen muss das AKW dabei genau inspiziert werden. Vor allem werden alle sicherheitskritischen Komponenten untersucht. In Frankreich hat man bei solchen Untersuchungen bei einer Reaktorbaureihe Haarrisse im Bereich der Notkühleinspeisungen im Primärbereich festgestellt. Aktuell weiß man Reaktorblöcke mit einer Gesamtkapaziät von 5,2 GW vom Netz genommen. Man weiß aktuell noch nicht einmal, wie man die Risse schweißen kann. Und zwei Drittel der Bauserie hat man noch nicht einmal überprüft.

Zurück zu den deutschen Reaktoren, bei denen wären eigentlich im Bereich der Sicherheitstechnik teils aufwändige Nachrüstungen notwendig gewesen. Auch darauf hat man wegen des absehbaren Laufzeitendes verzichtet. Wäre es zu einer deutlichen Laufzeitverlängerung gekommen, dann wäre das ganze sofort bei Gericht gelandet.

Früher gab es in Deutschland eine starke Kernkraft-Lobby, die von großen Industrieunternehmen wie z.B. Siemens und den Kraftwerksbetreibern gestützt wurde. Heute sind die großen Unternehmen aus dem Kraftwerksbau ausgestiegen, und auch die Kraftwerksbetreiber stehen nicht mehr hinter der Atomenergie. Geblieben sind nur hochgradig spezialisierte Unternehmen. Dafür hat sich aber eine eher sektenartig organisierte Szene gebildet. Bekannt ist z.B. Nuklearia. Ursprünglich Teil der Piratenpartei hat man sich dann schnell verselbständigt. An der Spitze steht ein fundamentalistischer Christ mit homophoben Anwandlungen. Bekannt ist zudem auch Frau Wendland, eine promovierte Historikerin, die manche als "Hohepriesterin der Atombewegung" bezeichnen. Schaut man genauer hin, dann findet man durchaus Verbindungen zwischen der Pro-AKW-Szene, rechtspopulistischen Blogs, der AfD und den Leugnern des von Menschen verursachten Klimawandels. Für einen kurzen Überblick: https://twitter.com/Ostprog/status/1546699456929845248 Trotzdem schaffen es diese Leute immer wieder in die Medien. Das Heilsversprechen Atomenergie zieht zumindest teilweise wieder. Und während die in Europa tatsächlich im Bau befindlichen AKW ganz massive Probleme machen, werden nur als Skizze existierende "PowerPoint-Reaktoren" als scheinbar perfekt präsentiert.


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