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Sinnvoll z.B. mit Dieselaggregat für privaten Bereich vorzubeugen? (Politik)

Ulrich, Dienstag, 06.09.2022, 14:04 (vor 1203 Tagen) @ Garum

Hier bei mir ist in den letzten Jahren aus unterschiedlichen Gründen der Strom mehrmals ausgefallen (NDS).
Nie sehr lange mal bis zu 2 Stunden aber es passiert. Letztes Jahr in unserer Hauptgemeinde sogar für 19 Stunden die Einzelhändler waren sauer weil sie die ganze TK-Ware entsorgen mussten.
Und wenn jetzt den Winter mehr Leute Strom zum heizen brauchen, wer weis dann schon wie sich das auswirkt.
Allerdings muss man deswegen nicht in Panik verfallen.

Im ländlichen Bereich hat man häufig im Mittel- und auch im Niederspannungsbereich noch Freileitungen. Und die sind z.B. durch umstürzende Bäume gefährdet. Bei Extremwetterlagen kommt noch Eisbildung hinzu, aber das ist extrem selten.

Auch bei Erdkabeln kann es schon mal passieren, dass diese ausfallen. Meist war dann "Bodo mit dem Bagger" am Werk. Eigentlich müssen sich die Verantwortlichen vor Erdarbeiten kundig machen, welche Leitungen im Boden liegen und auch die Pläne einsehen. In der Nähe dieser Leitungen muss man dann von Hand schachten, zumindest Suchgräben anlegen. Häufig wird das nicht gemacht, und dann kann es "knallen". Manchmal kommt es zudem dümmer, als man glauben mag. Vor 20, 25 Jahren hat mal im Dortmunder Südwesten ein Kranfahrer seinen Baukran in eine 110-kV-Stromleitung geschwenkt. Der Mann hat das Feuerwerk seines Lebens erlebt. Und konnte später berichten, dass der Faradaysche Käfig tatsächlich funktioniert. In Einzelfällen verursachen auch Marder, Katzen, etc. Kurzschlüsse in Umspannanlagen. Die schalten dann ab, und man muss die Restkohle entfernen, bevor wieder eingeschaltet werden kann.

Grundsätzlich muss im Stromnetz immer genau so viel Energie eingespeist werden, wie entnommen wird. Maßstab dafür ist die Netzfrequenz. Hier gibt es einen Notmechanismus. Sinkt die Frequenz unter bestimmte Schwellenwerte, dann kommt es zum Lastabwurf. Teile der Versorgungsnetze werden abgetrennt. Den letzten großen Stromausfall gab es in diesem Zusammenhang 2006. Die Meyer-Werft überführte damals ein Kreuzfahrtschiff in die Nordsee, dafür musste eine 380-kV-Freileitung über die Ems abgeschaltet werden. Das Schiff kam der Leitung bei der Passage so nahe, dass ansonsten ein Überschlag möglich gewesen wäre. Das ganze war mit dem damaligen Netzbetreiber E.ON abgestimmt, der nahm die Abschaltung vor. Allerdings gab es Versäumnisse bei der Benachrichtigung anderer Netzbetreiber. Die waren nicht vorbereitet, die Abschaltung führte deshalb zur Überlastung anderer Leitungen im Netz, ein Domino-Effekt wurde ausgelöst. Die Folge war ein Blackout, der sich nach Süden bis mindestens Portugal erstreckte. Genaueres kann man hier nachlesen: https://de.wikipedia.org/wiki/Stromausfall_in_Europa_im_November_2006 Problematisch bei wirklich großen Ausfällen ist, dass viele Kraftwerke nicht "schwarzstartfähig" sind. Sie benötigen, um hoch zu fahren ein funktionierendes Netz. Teilweise müssen zudem Turbinen angewärmt werden, weil die Wellen im kalten Zustand in den Lagern klemmen, und, und, und. Eine Wiederinbetriebnahme muss also Teilnetz für Teilnetz erfolgen und ist alles andere als trivial.

Die größte Gefahr für das deutsche Stromnetz geht aktuell vom Stromhandel aus. Man kann Strom kaufen, der aber teilweise physikalisch gar nicht mehr durch das Netz transportiert werden kann. Deshalb besteht immer wieder die Gefahr der Überlastung einzelner Leitungssegmente. Das Netzmanagement dürfte deshalb seit geraumer Zeit extrem schwierig sein.

Theoretisch denkbar wären auch Hacker-Angriffe auf Kraftwerke oder auf Leitwarten. Allerdings hoffe ich, dass man da gut abgesichert ist. Auch Terroranschläge wären zumindest theoretisch denkbar. Dazu würde man aber eine größere Anzahl gut ausgebildeter Leute und Spezialsprengstoff benötigen. Dann müsste man bei einer gewissen Anzahl unterschiedlicher 380-kV-Leitungen jeweils einen oder mehrere Masten sprengen. Praktisch eher unwahrscheinlich, da ist es vermutlich einfacher, z.B. ein großes Flugzeug in ein Ziel zu lenken.


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