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Nach dem Stresstest - Christan Lindner macht Stress .... (Politik)

Ulrich, Dienstag, 06.09.2022, 08:48 (vor 1204 Tagen) @ donotrobme

Guten Morgen,


du verkennst eine Sache:
Christian Lindner ist kein AKW-Enthuasiast, dem ist es egal, wie der Strom in die Steckdose kommt, er will doch nur, wie ein Liberaler, keine Verbote haben. Denn selbstverständlich ist es aufwendiger ein Kernkraftwerk zu betreiben als ein paar Windräder aufzustellen, sofern der Wind weht.

Würde Christian Lindner in einen Bus einsteigen, dessen Hauptuntersuchung seit mehr als drei Jahren überfällig wäre? Ich jedenfalls würde es nicht tun. Das Hauptproblem der FDP ist mittlerweile, dass man auf sehr vielen Gebieten keine kompetenten Fachpolitiker mehr hat. Gerade deshalb tendiert man auf vielen Gebieten zu gut klingenden, aber nicht zielführenden Scheinlösungen.

Wenn ich die CSU richtig verstehe, dann wollen sie nur in erster Linie eine garantierte Stromversorgung vor Ort haben, anstatt extra-Leitungen zu bauen, um den Strom von woanders zu holen. Der CSU wird bewusst sein, dass Bayern einen Standortnachteil hat, wenn sie den Strom ausschließlich von der Küste bekommen.

Laut dem von den vier Netzbetreibern durchgespielten Szenarien ist davon auszugehen, dass auch ohne die Kraftwerke genügend elektrische Energie zur Verfügung steht. Sollte es aber zu einer Extremsituation kommen, dann können die nur sehr begrenzt helfen. Die drei noch am Netz befindlichen AKW haben jeweils eine Nennleistung von 1,4 GW. Der Stresstest hat aber ergeben, dass alle drei Kraftwerke zusammen bei einer sehr unwahrscheinlichen Leistungsmangellage nur mit 0,4 GW an der Behebung teilnehmen könnten. Dies dürfte auf fehlende Leitungskapazitäten zurückzuführen sein.

Die CSU hat sich selbst in eine hoch problematische Lage gebracht. Söder selbst hat vor etwa zehn Jahren mit Rücktritt gedroht, falls der Ausstiegstermin nach hinten verschoben würde. Gleichzeitig hat die CSU sowohl die für den Stromtransport notwendigen HGÜ-Leitungen als auch den Ausbau der Windkraft sabotiert und auch die durchaus mögliche Erdgas-Förderung in Bayern verhindert. Jetzt ruft man um so lauter "Haltet den Dieb!".

Aktuell schalten wir in Deutschland quasi alle größeren Kraftwerke ab, wollen aber weder neue modernere haben, noch wollen wir neue Leitungen haben, die den Wegfall kompensieren können.

Das sind die "gefühlten Wahrheiten", mit denen auch die Union und die FDP argumentieren. Die Fakten sehen anders aus. Wir haben bereits den größten Teil unserer AKW vom Netz genommen, und die kann man auch nicht mehr hoch fahren. Die Betriebsgenehmigungen sind erloschen, die Anlagen müssten die gleichen Genehmigungsverfahren wie neue AKW durchlaufen und auch die gleichen, mittlerweile deutlich verschärften Anforderungen erfüllen. Der Stresstest hat ergeben, dass wir die drei noch verbliebenen Anlagen nicht im Dauerbetrieb benötigen. Und auch in unwahrscheinlichen Szenarien, bei denen es durch eine extreme Verkettung problematischer Umstände zu einer Strommangellage kommt, könnten sie kaum einen relevanten Beitrag leisten.


Logischerweise haben die AKW Betreiber ihre jetzigen Anlagen auf Verschleiß gefahren, und logischerweise würde die Weiterverwendung Geld kosten.

Es gibt Regeln und Normen für Kraftwerksbetreiber, an die sie sich zu halten haben. Wenn die Anlagen diese Auflagen nicht mehr erfüllen, dann ist die jetzige Diskussion lediglich was für Theoretiker; somit lass die Leute halt labern.

Der Gesetzgeber hat ihnen erlaubt, sich nicht an die eigentlich EU-weit geltenden Regeln halten zu müssen. Aber halt mit der klaren Begründung, dass die Anlagen eh Ende 2022 vom Netz gehen würden. Ändert man das Szenario in Richtung auf einen Weiterbetrieb, dann müsste man das Regelwerk wieder anwenden. Man müsste die Reaktoren quasi sofort herunter fahren und untersuchen. Das aber würde vermutlich bis in den Sommer dauern. Zudem hat man wegen des Laufzeitendes auf die Nachrüstung von zusätzlicher Sicherheitstechnik verzichtet. Auch das Thema müsste dann wieder auf den Tisch.


Ich weiß nicht, welche Herausforderungen wir in diesem Winter zu meistern haben. Aber irgendwie müssen wir unsere Energieabhängigkeit reduzieren und das in Zeiten, in denen wir unseren Verkehr und unsere Heizsysteme demnächst mit Elektrizität betreiben sollen.
Und aktuell funktioniert unsere Energiewende nachdem Motto "Wasch mich, mach mich aber nicht nass" und "warum denn bei mir und nicht bei den anderen".

Der entscheidende Punkt ist, dass die drei AKW hier keinen relevanten Beitrag leisten.


Dabei sollten wir als Land aktuell massiv Kraftwerke ausbauen

Wir haben genügend konventionelle Kraftwerke. Wenn, dann müssen wir massiv die Erneuerbaren ausbauen. Insbesondere in Süddeutschland heißt das, endlich die Blockade der Windenergie zu beenden. Zudem muss der Bau der HGÜ-Erdkabel deutlich beschleunigt werden, und wir benötigen endlich den Ausbau von Speichern im Netz.

Die größte Gefahr für das deutsche Stromnetz geht übrigens vom Stromhandel aus. Man kann Strom kaufen, der dann aber wegen fehlender Netzkapazitäten nicht transportiert werden kann. Dies führt dann dazu, dass sogar zusätzliche Kraftwerke angeworfen werden. Schnelle Abhilfe schaffen würde hier die Aufteilung Deutschlands in mehrere Strompreiszonen. Dies würde die Übertragungsnetze deutlich entlasten und in großem Umfang Kraftwerkskapazität einsparen.


Gruß,
Robert


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