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Fachkräftemangel (Politik)

FourrierTrans, Freistaat Sauerland, Sonntag, 18.02.2024, 18:47 (vor 674 Tagen) @ markus

Merkel konnte viel zurückzahlen.


Was ihr aber auch vorgeworfen wird. Es heißt, sie hätte stattdessen mit neuen Schulden investieren müssen.

Mir hat bisher noch niemand genau erklären können, warum das Haushaltsbudget, das ja bereits eine Rekordsumme an Investitionen für dieses Jahr vorsieht, unzureichend sein soll. Auch nicht, ob es überhaupt entsprechendes Angebot gäbe (Stichwort Fachkräftemangel). Mehr Geld allein baut keine zusätzlichen Straßen. Schlimmer noch: Bei angebotsseitiger Einschränkung führt ein höheres Budget nur zu höheren Preisen (Mitnahmeeffekte).

Bei mir gehen auch sofort alle Alarmglocken an, wenn die SPD neue Schulden aufnehmen möchte, um damit letztendlich die Unternehmen zu unterstützen, während die eigentlichen Pro-Unternehmen Parteien (CDU und FDP) entspannt dem Treiben zusehen. Wenn die Lage wirklich so schlimm wäre, müsste sich die Wut dann nicht gegen die blockierende CDU und FDP richten? Ich habe einen ganz anderen Verdacht: Uns geht es gut genug. Wir liegen in Sachen BIP und Beschäftigung auf Rekordhoch. Es wird aber von der Wirtschaft eine Drohkulisse aufgebaut und die Regierung lässt sich, mit Ausnahme der FDP, dadurch verunsichern und vor sich hertreiben. Das lenkt dann auch nich gleichzeitig von den jeweiligen Kernthemen ab. Denn das S in der SPD steht doch eher für eine Politik pro Arbeitnehmer und nicht pro Arbeitgeber.

Ich sehe weiterhin dieses Weltuntergangsszenario nicht. Die Drohkulisse wird gerade ganz bewusst von der Wirtschaft an die Wand gemalt. In Wahrheit aber schütten die Unternehmen aus dem DAX, dem MDAX und dem SDAX in diesem Jahr höhere Dividenden aus als im letzten Jahr. Ganz einfach, weil die Gewinne da sind. Ist es dann richtig, diese Gewinne steuerfinanziert noch zu erhöhen? Nein. Ich erwarte da eher ganz klar, dass die Unternehmen selbst zurecht kommen müssen. Wir müssen uns keine Gedanken darüber machen, dass die Aktionäre zu schlecht bei wegkommen werden. Die lachen sich höchsten kaputt, weil sie genau wissen, dass es den Unternehmen gut genug geht.


Also ich habe ja immer nur in der Industrie gearbeitet, genau genommen in der Automobilindustrie. Man hat da natürlich dann auch besonders viele Kontakte, sei es aus der Zeit im Studium oder eben durch die Jahre im Job. Ich kann wirklich ohne zu Lügen sagen, dass fast alle, zu denen ich dahingehend Kontakt habe, von Sparprogrammen, ergo Stellenabbau oder Verlagerung, sprechen. Conti, ZF, Stihl, Miele, Hella, VW, Porsche, Nike, Nokia, Bayer, SAP, Lanxess, Merck, Bosch. Das sind jetzt die Unternehmen, die mir ad-hoc einfallen, bei denen ich persönlich Leute kenne, und die alle im Grunde mindestens vierstellig Stellen abbauen wollen (und sei es auch sozialverträglich). Die einzigen Kontakte meinerseits, bei denen die Unternehmen noch einen Aufbau planen, sind aktuell MAN Turbo und Siemens Energy. Wie ist das möglich, wenn alle sagen, dass wir kurz vor dem Exodus stehen, weil wir zu wenig junge Arbeitnehmer/innen haben? Oder suchen wir einfach nur jedes Jahr 400.000 neue Billiglöhner?


Der Arbeitsmarkt dürfte sich verschieben weg von der Industrie hin zu Dienstleistungen.


Ah ok, also zu den Billigjobs? ;-)


Aus denen dann halt besser bezahlte werden können und auch müssen. Ansonsten wird es schwer, einen Arbeitslosen dafür zu begeistern, wenn er nur noch die Hälfte im Vergleich zu vorher verdient.


Und woher kommt die Notwendigkeit, jetzt von Industrie auf Dienstleistung zu schwenken, wenn es allen so gut geht? Bin gespannt, wie man diesen Sektor so attraktiv machen will, dass jedes Jahr 400.000 Menschen nach Deutschland kommen wollen, um in dem Sektor zu arbeiten. Klingt für mich nach noch mehr politischen Sprengstoff, wenn sich Deutschland jetzt als neues Dienstleistungsland profilieren will.


Vielleicht ist genau der demographische Wandel der Grund. In den meisten Konzernen, die bereits seit Jahrzehnten existieren, gibt einen größeren Teil an 60-Jährigen, die auf absehbare Zeit ausscheiden. Es ist ja auch keineswegs gesichert, dass wir jährlich 400.000 neue Arbeitskräfte aus dem Ausland bekommen. Denn aktuell ist die Stimmungslage in Deutschland eher die, dass wir gar nicht so viele aufnehmen wollen/können. Das kriegen ja auch die Leute im Ausland mit. Selbst wenn wir plötzlich doch wollen, haben wir sie vielleicht längst erfolgreich abgeschreckt.

Aber es heißt doch immer, man muss genau diese Lücke schließen, die durch den demografischen Wandel entsteht, um das Wohlstandslevel zu halten? Stand jetzt sieht es ja dann so aus, als wäre das auch der Plan, nur das man dann eben gute Industriejobs gegen schlechte Dienstleistungsjobs "austauscht". Das wird a) die Stimmungslage nicht verbessern und b) unabhängig von der Stimmungslage jeden gut ausgebildeten potenziellen Neuankömmling verschrecken. In einem Callcenter kann ich auch in Pune sitzen. Und all das, obwohl es den Unternehmen blendend geht. Eskalation mit Ansage?


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