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Jetzt geht der Streit um rechtliche Grenzen für Streiks wieder los (Politik)

markus, Mittwoch, 13.03.2024, 14:51 (vor 652 Tagen) @ Bender B. Rodriguez

Naja, bei uns (Lebensmittelhandel) waren es keine 12 Monate und die %-Erhöhung richtete sich schon arg nach Betriebszugehörigkeit (Verkäufer vs. Zentralverwaltung). Ich bin durch die Erhöhung nicht mal annähernd an die Hälfte meines erlittenen Inflationsverlustes rangekommen. Aber das war insofern ok, als dass die Verkäufer im Laden mehr bekommen haben als ich/wir. Fair enough auch wenn für mich persönlich sau kacke.

In der Branche Einzelhandel ist allerdings auch die Organisationsquote mau. Da wird man nicht das gleiche erreichen, wie es in stärker organisierten Bereichen möglich ist.

Die 35 Stunden sind aus zwei Gründen sinnvoll. Zum einen ist das in der Industrie schon längst Standard. Zum anderen hat die neue Generation ganz andere Vorstellungen als wir „Alten.“ Der Faktor Zeit nimmt eine immer größere Rolle ein. In Zeiten des Fachkräftemangels wird das dazu führen, dass die jungen Leute lieber einen Job in der Industrie annehmen werden als Lokführer zu werden, falls sie sich einen Job mit Schichtarbeit überhaupt noch antun wollen. In IG Metall Betrieben gibt es langfristig sogar die Aussicht auf eine 4-Tagewoche, was immer häufiger die Forderung der jungen Generation ist. Währenddessen lebt ein Seiler weiterhin in seiner Welt, in der man schon irgendwie genügend Boomer einfach auch zu 6 Tagen Arbeit verdonnern kann. Aber diese Generation ist bald weg. Die Stellen müssen dann mit den Anforderungen der jungen Leute nachbesetzt werden.


Der Demographiepunkt ist zwar in Ordnung, gilt aber für (fast) alle Branchen. Daher sehe ich hier nix Besonderes. Die 4-Tage-Woche sehe ich noch nicht als Standard kommen. Hier gilt dann wieder: woher das Personal nehmen als Arbeitgeber, um den Produktivitätsverlust aufzufangen. Du brauchst schlicht mehr Leute, die gibt es aber ohne massive (qualifizierte) Zuwanderung nicht.

Deshalb wird man um massive Zuwanderung nicht herum kommen. Es profitieren letztendlich ja beide Seiten davon. Der Zuwanderer kann sich einen deutschen Lebensstandard aufbauen. Gleichzeitig können wir eine offene Stelle besetzen. Was nicht gehen wird: Der neuen Generation erklären wollen, dass sie doch bitte 40 Stunden und 5-6 Tage die Woche arbeiten sollen, weil man das als Boomer auch 40 Jahre so gemacht hat. Wir werden den jungen Leuten zuhören müssen. Am Ende ist es immer noch besser, jemanden für 35 Stunden zu gewinnen, als ihn gar nicht zu bekommen.

Der Jugend sei die kürzere Arbeitswoche ja gegönnt und richtig getroffen, ich bin noch eher aus der Generation "Nimm mein Privatleben und bewirf mich mit Pfennigen" (leicht überspitzt). Das muss nicht sein, aber 35 Std. bei gleichem Lohn finde ich trotzdem nicht fair. Würd mir nie in den Sinn kommen, meinem Arbeitgeber das inkl. normaler Lohnerhöhung an den Kopf zu werfen. Man muss Arbeitgeber nicht lieben, aber etwas Verständnis sollte man schon aufbringen.

Nach der Logik hätte es ja nie Arbeitszeitkürzungen bei vollem Lohnausgleich geben dürfen. Letztendlich kann das nur bei vollem Lohnausgleich funktionieren, weil ansonsten die Kaufkraft nachlässt. Zum anderen würden Arbeitszeitverkürzungen ohne Lohnausgleich keinen wirklichen Mehrwert bieten. Das geht, wenn man das individuell möchte, eh schon die ganze Zeit und nennt sich Teilzeit.

Zumindest Seiler sollte man austauschen. Der hat schon das Grundproblem mit dem demographischen Wandel nicht verstanden. Weselsky kann man nicht austauschen. Hinter ihm steht die große Mehrheit der Mitglieder. Außerdem wird er nach dieser Tarifrunde eh in Rente gehen.


Tja, nur weil er in Rente geht, heißt es nicht, dass er nicht auch Teil des Problems ist (oder sogar deswegen?). Aber gut, er hat die Stimmen, fair point.

Er bietet vor allem aus Sicht der Mitglieder den unschätzbaren Vorteil, dass da jemand steht, der sich nicht alles gefallen lässt und durchsetzungsfähig auftritt. Das ist alles andere als ein Problem. Genau so einer ist ja gewollt.

Eine Schlichtung verschlechtert die Position für die GDL. Da wird sie wahrscheinlich erst dann reingehen, wenn die Kampfmittel ausgehen.


Joa, da stimme ich zu. Die GDL hat wenig Anreiz zu so etwas, aber das heißt ja nicht, dass es nicht für die Gesellschaft sinnvoller sein könnte.

Für die Gesellschaft sinnvoll sind vor allem starke Gewerkschaften, die für eine gerechtere Verteilung des Kapitals sorgen. Der gewonnene Wohlstand nach Kriegsende ist maßgeblich den Gewerkschaften zu verdanken. Die großen Dinge wie 35 Stunden in der Industrie oder die Entgeltfortzahlung im Krankheitsfall musste man sich in deutlich heftigeren Auseinandersetzungen erkämpfen. Dagegen sind die paar Steiktage der GDL noch ein Witz. Die Tarifbindung ist seit Mitte der 90er Jahre deutlich rückläufig. Die Gewerkschaften sind schwächer geworden. Gleichzeitig ist ein großer Niedriglohnbereich entstanden. Von unten aus mag das, was die GDL da macht, übertrieben wirken. Aber letztendlich ist genau das richtig. Es ist eher falsch, dass mittlerweile so viele ganz unten angekommen sind und überhaupt kein Tarifvertrag mehr existiert. Das können andere Länder besser.

https://www.tagesschau.de/wirtschaft/tarifbindung-arbeitnehmer-100.html


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