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Das ist ein spieltheoretisches Thema (Politik)

Jurist81, Dienstag, 26.04.2022, 13:05 (vor 1335 Tagen) @ klsch

1. wir müssen uns klar machen, das Spiel der militärischen gegenseitigen Abschreckung mit Atomwaffen ist kein endliches Spiel, bei dem eine Seite die andere Seite aus dem Spiel nehmen kann.

2. Ziel des Spiels ist es daher weiterzuspielen. Das ist auch Putins Ziel „eine Welt ohne Russland wird es nicht geben“. Das kann man so verstehen, dass die Welt ausgelöscht werden sollte, oder dass Russland nicht aus dem Spiel aussteigt.

3. Unterstellt zwei These ist richtig - warum die erste unlogisch ist, beschreibe ich unten - , ist es das Ziel Russlands weiter zu spielen. Dieses Ziel würden sie durch den Einsatz von Atomwaffen, und seien es „nur“ kleine taktische Atomwaffen gefährden. Das Risiko eine atomaren Gegenschlages stiege exorbitant an und hätte die mögliche Auslöschung Russlands und damit das Ende des Spieles zur Folge.

4. Also nähert sich Russland hier dem Spiel mit der richtigen Strategie: das abstrakte Drohen mit Atomwaffen, das nicht so konkret ist, dass es als unmittelbare Vorbereitung wahrgenommen würde, die einen Präventivschlag gefährden könnte. Das Kalkül ist clever: man verbessert seine strategische Position einerseits durch nicht rationale Teilnehmer an dem Spiel (Bevölkerung und risikoscheue, schwache Spieler, z. B. Scholz), andererseits durch das Kalkül, man könne dem Gegner eine rote Linie aufzwängen, da selbst bei minimalstem Risiko des Einsatzes die verheerenden Folgen ein Überschreiten der roten Linie (hier tieferer Einsatz in der Ukraine) unwirtschaftlich machen.

5. Die richtige Konterstrategie? Das, was Amerikaner und Briten gerade zeigen: man callt den Bluff öffentlicher, um die schwachen Spieler zu beruhigen, und versucht gleichwohl die angenommene rote Linie nicht auszutesten.

Exkurs: und es ist schon beängstigend, dass ich diesen Gedanken überhaupt ausformulieren muss- warum will Russland nicht die Welt zerstören? Weil Russland nicht Putin oder seine Regierung ist! Selbst Putin ist nicht so verrückt, dass er die Welt zerstört, nur weil er einen Krieg nicht gewinnt und wirtschaftlich isoliert wird. Warum? Weil es für ihn lohnender ist, sich und sein Land wiederaufzubauen, als das Spiel zu zerstören. Und selbst wenn das nicht so wäre, für die übrigen Menschen in Russland, auch die in der Regierung, gilt das ebenfalls: lieber unter Widrigkeiten leben, als sterben.

Ich weiß, dass gleich die Einwände des Ausmaßes der Bedrohung kommen und dass ich das alles relativiere, Putin wirklich verrückt ist - und ein bißchen verstehe ich das. Mir hilft es in solchen Situationen immer zu erkennen, was ist Vernunft und was ist Gefühl. Die Angst ist Gefühl- und nehmen wir an, die Angst würde sich realisieren, die Welt geht unter, dann können wir eh nichts dagegen ändern. Und weil das so ist, ist die Angst überflüssig: sie hilft uns nicht als Warnung, sie löst kein bestimmtes Verhalten aus. Also versucht sie einfach zu ignorieren!


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