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nur Geplänkel (Politik)

markus, Donnerstag, 30.09.2021, 08:13 (vor 910 Tagen) @ Foreveralone


Ja, aber viele (junge, unerfahrene) Angestellte ohne großes Selbstbewusstsein werden schon oft psycholgisch so manipuliert bzw eingeschüchtert, dass sie selbst denken, sie hätten an ihrer Position schuld bzw gar nicht das Recht höhere Ansprüche zu stellen. Das Betriebsklima ist schon giftig genug.
Dann gibt es mal wieder etwas Zuckerbrot statt Peitsche und die Leute machen weiter.

Hier würde eventuell eine sanktionfreie Grundsicherung helfen, dass Arbeiter die ihren Job verlieren oder "aufmüpfig" werden, weicher fallen.

Und wenn es schon am Gehalt scheitert, könnte man zumindest mal über den Sinn der Abschaffung der 40 Stunden Woche nachdenken. Freizeit ist ein imo noch viel höheres Gut als Geld, vor allem in Bezug auf die Gesundheit.

Und ich bin felsenfest überzugt, das diese Sicherung finanzierbar wäre UND die Superreichen trotz höherer Abgaben und Vermögenssteuer trotzdem superreich bleiben würden.

Naja, aber ist man denn in den 70er Jahren weicher als heute gefallen? Oder war das eine Generation, die einfach noch wusste, wie man zusammen als Kollektiv die Bedingungen maßgeblich verbessern konnte? Ich fürchte, wir haben das einfach verlernt. Und das Internet hat nicht dazu geführt, dass die Leute in der Hinsicht schlauer geworden sind. Es kriegt ja im ersten Schritt niemand mit, ob jemand Mitglied in der Gewerkschaft ist oder nicht. Aber wieviel % drin sind, das wissen die Arbeitgeber schon. Alleine die Quote im Betrieb ist schon ein massiver Hebel. Wenn es Usus ist, dass nahezu jeder drin ist, dann ist die Gegenseite oft schon allein deshalb verhandlungsbereit. Und dann drohen auch keine unzulässigen Sanktionen. Der Chef kann ja schlecht die ganze Belegschaft rausschmeißen. Wenn sie aber wissen „Oh, bei uns in der Branche sind ja nur noch 5% Mitglied“, dann passiert das Gegenteil. Dann treten die Unternehmen einfach aus der Tarifbindung aus. Warum sollen sie auch nach Tarif zahlen, wenn keine Sau Mitglied ist und man die Leute ganz offensichtlich auch billiger bekommt? Natürlich nutzen die das dann aus.

Wir sind leider eine Generation, die zu blöd für so etwas ist. Wir meckern zwar, aber ändern es nicht. Wir sind individuell unterwegs und sehen uns untereinander als Konkurrenten, statt den Arbeitgeber als Gegenspieler zu begreifen. Der eine gönnt dem anderen nichts. Das Marktprinzip Angebot und Nachfrage funktioniert allenfalls in Berufen, wo das Angebot wesentlich knapper als die Nachfrage ist. Da verdient man sich dann auch so eine goldene Nase Nase. Aber dort wo noch gewerblich gearbeitet wird, wo Menschen Paletten durch die Gegend schieben, wo Sachbearbeiter noch die Aufträge abarbeiten, da kann der einzelne Arbeitnehmer seine Bedingungen nicht selbst aushandeln. Der ist einfach darauf angewiesen, dass das jemand für ihn aushandelt. Aber statt den Mitgliedsantrag zu googlen und zu unterschreiben, landen diese Leute bei Facebook und teilen ihren Frust dort. Währenddessen wird die Tarifbindung weiter zurückgehen, denn der Mitgliederrückgang setzt sich weiter fort. Ich bin selbst in einer Tarifkommission und kriege das Spiel seit Jahren live mit. Es ist ein Trauerspiel. Das sind schon lange keine Verhandlungen mehr auf Augenhöhe.


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