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Austeritätspolitik (Politik)

markus, Dienstag, 03.09.2024, 12:20 (vor 147 Tagen) @ jniklast

Als ob das so simpel wäre. Natürlich besteht da ein gewisser Zusammenhang, so einfach ist es aber nicht.


Und warum führst das jetzt nicht weiter aus? Es ist doch recht einfach: Der Preis bildet sich aus Angebot und Nachfrage. Dein Argument war, dass das Angebot knapp war. Wenn wir in dieser Situation nun die Nachfrage erhöhen, würde das zwangsläufig zu höheren Preisen führen, jedoch nicht zu höherem Angebot. Denn das war ja durch externe Umstände knapp.


Natürlich führt eine höhere Nachfrage zu höheren Preisen. Aber wenn vor allem Energie teuer ist, dann führt ein staatliches Investitionsprogramm in Infrastruktur, Digitalisierung und erneuerbare Energien nicht direkt und proportional zu einer entsprechend höheren Inflation. So simpel ist der Markt nicht.
Insbesondere gilt gerade bei den grundlegenden Gütern Energie und Lebensmittel, dass sie nicht dem klassischen Mechanismus von Angebot- und Nachfrage folgen. Und das waren die Kerntreiber der Inflation.
Und die Zeit seit der Finanzkrise 2008 hat eben auch gezeigt, dass der Zusammenhang von Zinsen und Inflation nicht ganz so einfach ist. Trotz der hohen Inflation der letzten Jahre, liegt die Durchschnittsinflation der letzten 15 Jahre deutlich niedriger, als die im Schnitt niedrigen Zinsen es eigentlich vorgeben sollten.

Es ist nicht nur Energie teurer geworden. Es gab unterbrochene Lieferketten und fehlte an allen möglichen Stellen das Angebot.

Und am Ende ist halt die Frage, was ist besser? Im Vergleich zu den USA etwas: rund 0,5 Prozentpunkte mehr Inflation und dafür aber ca. 2 Prozentpunkte mehr Wachstum oder eben wie in Deutschland etwas weniger Inflation und dafür gar kein Wachstum? Natürlich ist das auch nicht ganz so simpel, aber es lohnt sich halt auch nicht die Inflation auf Teufel komm raus zu bekämpfen und dafür jede Menge Wirtschaftswachstum zu opfern.


Die Sicht auf Deutschland ist ja schon falsch. Wir sind Teil der EU und die Geldpolitik richtet sich nach der EU. Im Zweifel bluten wir dann halt für andere mit. Wir liegen zwar mittlerweile bei 1,9%, jedoch liegt der EU Wert weiterhin über 2%.

Inflationsraten von 6,9 und 5,9% mögen für uns beide als Gutverdiener verkraftbar sein. Aber für Geringverdiener ist das ein echtes Problem. Und für alle, die vielleicht nicht so schlau waren und Geld in einen Riestervertrag stecken oder es einfach auf dem Girokonto liegen lassen, ist das halt auch enorm problematisch, wenn hinterher die Rechnung nicht mehr aufgibt. Insofern ist es schon genau richtig, was die Zentralbanken machen. Wir benötigen eine gewisse Preisstabilität, ansonsten frisst uns die Inflation den Wohlstand auf.


Natürlich sind derart hohe Inflationsraten ein Problem, ich glaube niemand behauptet was anderes. Aber gerade jetzt, wo die Inflation wieder deutlich unter 3% liegt, ist eben die Frage ob es nicht wichtiger wäre die Wirtschaft mit Investitionen zu fördern, als die Inflation auf Gedeih und Verderb auf 2% zu drücken.

Wenn man der Ansicht ist, dass 2% der für die Wirtschaft optimale Wert ist, kann man nicht einfach schon bei 3% aufhören und sich dann dauerhaft in diesem Rahmen bewegen oder sogar wieder eine Zunahme riskieren.

Zwischen 2% und 3% liegen durch den Zinsenszins Welten. Das ist am Ende ein ganz massiver Unterschied, was unsere private Altersvorsorge betrifft. Reallohnsteigerungen sind bei höherer Inflation ebenfalls schwieriger zu erreichen. Wohlstand funktioniert nur bei einer gewissen Preisstabilität.


Und man kann ja mal einen Blick in die Türkei werden. Die kriegen die Inflation gar nicht mehr eingefangen, weil Erdogan das mit den Zinsen lange Zeit nicht verstehen wollte.


Die Türkei ist aber auch ein besonderes Beispiel. Das ist natürlich abseits jeden Verstandes.


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