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Die FDP (Politik)

Ulrich, Donnerstag, 04.01.2024, 11:08 (vor 720 Tagen) @ Eibaueristmeinfreund

Ab dem 01.01.2027 wird der CO2-Emissionshandel EU-weit auf den Gebäude- und den Verkehrssektor ausgeweitet. Dann benötigt jeder, der Erdgas, Heizöl, Benzin, Diesel, LPG, etc. verkauft, unterlegte CO2-Zertifikate. Und die sind hart gedeckelt. Bereits jetzt reißen wir die Reduktionsziele der EU auf beiden Sektoren, die Schere zwischen dem tatsächlichen und dem eigentlich erlaubten CO2-Ausstoß wird wohl in den nächsten drei Jahren noch weiter auseinander gehen. Der Preisschock ab Anfang 2027 ist bereits jetzt vorprogrammiert. Ich würde darauf wetten, dass die neue Gasheizung bereits weit vor 2045 wieder herausgerissen wird. Eventuell läuft sie nicht einmal bis Ende 2030.


Ich bin Servicetechniker in der Heizungsbranche und spüre täglich das Dilemma vieler Hausbesitzer.
Zum einen bin ich auch ein Befürworter so viele Wärmepumpen einzubauen wie es irgendwie möglich ist.
Zum anderen sehe ich auch live und nicht nur in Studien vom Schreibtisch aus den Zustand der Gebäude und der Heizungsanlagen.
Die wenigsten Systeme sind ohne große Umbauten an Gebäude und Heizungssystem mal schnell auf Wärmepumpen umzurüsten.
Hinzu kommt der viel zu hohe Strompreis in D .

Das Argument man hätte eben früher in das Gebäude investieren müssen, trifft dann auch viele ins Mark, weil gerade bargeldmittellose nie die Möglichkeit hatten das in Angriff zu nehmen.
Dabei sind Mietobjekte subjektiv in einem noch schlechteren Zustand als Eigenheime, weil dort die gesamten Nebenkosten ausschließlich die Mieter belasten.

Wenn die Energiekosten für Privathaushalte wirlich wie anvisiert steigen, wird das neben anderen Themen immensen sozialen Sprengstoff produzieren und noch mehr auf Kollissionskurs mit Klimazielen gehen.

Wenn nicht irgendwer eine Vision hat, dieses Dilemma aufzulösen, wird es unweigerlich zum Abrücken von den künstlichen Erhöhungen der Energiepreise kommen , meine Prognose .

Das, was Du "künstliche Erhöhungen der Energiepreise" nennst, ist das Ergebnis von Jahrzehnte alten internationalen Verträgen und Regelungen auf EU-Ebene. Kohle, Erdöl und Erdgas sind die Treiber des weltweiten Klimawandels. Und der ist auch bei uns mittlerweile deutlich zu spüren, nicht nur beim reinen Temperaturanstieg. Auch ansonsten wird das Wetter bei uns immer extremer. Es ist noch nicht lange her, da hatten wir die trockensten Jahre seit vermutlich zwei Jahrtausenden. Auf der anderen Seite hatten wir die Flutkatastrophe in Teilen von Rheinland-Pfalz und NRW, die nicht nur eine ganze Reihe von Todesopfern gefordert, sondern auch Milliardenschäden verursacht hat. Und aktuell stehen in Deutschland größere Gebiete unter Wasser. Auch wenn das einzelne Ereignis eventuell nicht klar und vollständig dem Klimawandel zugeordnet werden kann, so macht der solche Extremwetterereignisse doch deutlich wahrscheinlicher. Die finanziellen Auswirkungen der Wetterextreme müsste man deshalb auch bei den Kosten für die fossilen Brennstoffen einbeziehen.

Die Grundlagen des EU-weiten CO2-Zertifikatehandels sind mehr als zwei Jahrzehnte alt. Und sie sind keineswegs ein Geheimnis. Trotzdem haben sehr viele Beteiligten über lange Zeit so getan, als gingen sie sie rein gar nichts an. Mittlerweile versuchen Akteure aus den Reihen von Union und FDP, die existierenden Vorgaben aktiv zu hintertreiben.

In Deutschland hat die alte schwarz-rote Bundesregierung zwar einerseits die EU-Vorgaben umgesetzt und in die Vorgaben aus Brüssel in nationales Recht umgesetzt. Das Klimaschutzgesetz mit der Vorgabe, den Erfolg in den unterschiedlichen Sektoren jährlich zu überprüfen und bei Überschreitung Gegenmaßnahmen einzuleiten, war geradezu vorbildlich. Um so trauriger, dass es jetzt auf Druck der FDP abgeschwächt werden soll. Bei der konkreten Umsetzung allerdings hat Schwarz-Rot teilweise krachend versagt. Konkrete Pläne beispielsweise, wie man im Gebäudesektor die gesetzten Ziele mittel- und langfristig auch erreichen kann, wurden nicht gemacht. Verantwortlich waren vor allem der damalige Wirtschaftsminister Altmaier und der damalige Bauminister Seehofer.

Aber auch andere haben den Schritt hin zu Klimaneutralität im Gebäudesektor verzögert, blockiert oder sogar sabotiert. An vorderster Front die Gaslobby, aber auch die Verbände der Heizungs- und Sanitärbranche, Hersteller von Gasheizungen, etc. Im Ergebnis sind andere europäische Staaten bereits deutlich weiter als wir. Ändern könnte man die geltenden Vorgaben nur auf EU-Ebene. Aber glaubst Du wirklich, dass man das für den "Klassenletzten" Deutschland tatsächlich machen würde?

Jetzt laufen wir sehenden Auges auf ein Desaster zu.


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