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Habeck: Fähre wäre beinahe gestürmt worden (Politik)

FourrierTrans, Freistaat Sauerland, Freitag, 05.01.2024, 16:45 (vor 717 Tagen) @ Pfostentreffer
bearbeitet von FourrierTrans, Freitag, 05.01.2024, 16:56

Längere Antworten empfinde ich persönlich als angenehm, weil sie meist mehr Gedanken und Inhalte anbieten, als die reine Meinungsbekundung von Zweizeilern (die sind aber meistens dann gut, wenn sie mit Ironie bestückt sind). Was ich darüber hinaus wiederum besonders spannend finde, weil meine Gedanken/Antworten im Grunde stets frei von politischer Zugehörigkeit sind (diese Partei-/Gedankenschulensoldatenmentalität fand ich immer hochgradig bemitleidenswert und kontraproduktiv, weil ein Land mal mehr Sozialismus, mal mehr Liberalismus, mal mehr Konservatismus benötigt, je nach Zustand) man aber ganz selten hier im Forum debattieren kann, ohne einer politischen Zugehörigkeit zwangsverordnet zu werden. Ist zwar nicht weiter schlimm, aber es macht eine zielorientierte Debatte zäh. Ist aber letztlich auch ein Abbild der Gesellschaft, in der es aktuell identisch abläuft.

Irgendwann wird auch er einsehen müssen, dass sachlich gute und wirtschalftlich sinnvolle Argumente nicht mehr funktionieren (wie schon beim Heizungsgesetz, der Migration oder der Kindergrundsicherung), wenn die andere politische Seite die Grundlagen des politischen Miteinenaders komplett aufgibt und quasi ausschliesslich auf Hetze, Emotionalisierung, Desinformation und Manipulation setzt, selbst Rechtstaat und Menschenrechte boykottieren und in Frage stellen, wie es aktuell laufend passiert.


Es ist eine Mischung, meinem Eindruck nach, aus schlechter Kommunikation, schlechtem Timing, teils handwerklich schlechter Umsetzung und politischen Altlasten (Generation Merkel hat hier unglaublich viel verschlafen). Hinzu kommt, dass die Energiekrise Deutschland mit Abstand am härtesten trifft. Es hilft nur leider nichts, die Menschen immer wieder daran zu erinnern. Insbesondere hilft es nicht, wenn man mit den Bürgerinnen/Bürgern in einer so infantilen Art und Weise spricht, als seien sie Kinder, die einer besonders einfachen Ansprache bedürfen. Diese Mischung reizt die Leute bis aufs Blut.
Auf der anderen Seite befeuern konservative politische Lager diese Stimmung. Die Motive sind so einfach wie stumpf: Machtwiedererlangung/-erhalt. Man sieht, dass konservative Haltungen zunehmend verfangen, auch bei jungen Menschen. Da will man dabei sein. Das ist für die Union, die ja traditionell das konservative Spektrum abbildet, nun aber eine gigantische Aufgabe, weil viele Menschen der in sich stark heterogenen konservativen Schicht in der aktuellen Union ein Legitimationsproblem sehen: Nachdem die Merkel-Union über viele Jahre stark nach links gewandert ist, ein Unterschied zwischen SPD und Union in der zweiten Hälfte der GroKo-Times gar nicht mehr erkennbar war, herrscht eine große Skepsis. Jetzt, wo auf einmal eine andere Partei diesen Pfad (leider in vielen Bereichen weit außerhalb dessen, was man als gesittet konservativ betrachten könnte) aufgenommen hat, will die Union sich als Hüter des liberalen Konservatismus wiedergefunden haben?

Du hast recht, er muss seine Sicherheitsvorkerhungen erhöhen. Die verbalen Angriffe und Manipulationen aus Union und AFD und Fossillobbyextermisten (Springer etc, keine Ahnung wie ich sie anders nenen soll) werden natürlich vorhersehbar, wissenschafltich nachgewiesen und häufig dokumentiert, zu weiteren Angriffen führen.

Ist ein persönlicher Eindruck, den ich aber nicht mit Fakten untermauern kann. Es geht viel weniger um die ökologische Transformation. Die meisten Menschen, wenn sie nicht gerade eine Ölmine besitzen, sind offen für diese. Niemand will im Dreck der modernen Großstädte leben, niemand will stinkende Autos vor der Nase herfahren sehen oder auf überfüllten Autobahnen in den Feierabend rollen, weil wieder alles verstopft ist. Auch den angestammten Arbeitsplatz ist man bereit zu wechseln oder zu verändern, wenn eine erkennbare Umsetzung vorhanden ist, die nicht mit einem Wohlstands- oder Arbeitsplatzverlust einhergeht.
Was viel mehr im negativen Sinne verfängt ist diese "wir wissen es besser als ihr"-Haltung, die vielleicht sogar unbewusst ist. "Die Idioten auf dem Land", "die ollen alten weißen Männer", "die dumme Autoindustrie", "der intellektuell zurückgebliebene Konservative". Es geht ja gar nicht anders, als diese so denkenden Leute weiter zu radikalisieren und von sich zu stoßen. Und das Gros der Deutschen ist vom Typus her eher ländlich und konservativ geprägt, als urban und jedem neuen Zeitgeist positiv gegenüberstehend.

Und viele Menschen glauben diese Hetze, was ja auch logisch ist, da sie den ganzen Tag damit zugeballert werden, selbst der ÖRR kann sich dem nicht mehr erwehren und berichetet immer tendenzieller, damit ihm die Leute nicht so krass aufs Dach steigen. Das ist Habeck natürlich sehr bewusst und er weiss auch, dass wir bereits 1929 haben (nicht nur in D, sondern fast global, wie damals auch). Wenn wir Pech haben, bereits 1930 (in Anlehnung an den berühmten Spruch, dass 1933 nach 1929 nicht mehr zu verhindern war, keine Ahnung mehr, wer ihn gesagt hat).

Diese Gefahr sehe ich auch. Das einzige, was bisher fehlt, ist die Koalition mit dem Untergang. Aber ob die Union wirklich niemals mit der AfD in eine wie auch immer geartete Koalition geht, weil man die ja ohnehin kleinhalten kann? Ich würde dafür nicht mehr die Hand ins Feuer legen. Vor 7-8 Jahren hätte auch niemand mit solchen AfD-Werten im Bundestrend gerechnet.

Insbesondere nicht Personen, die politisch so polarisieren wie Robert Habeck.[/i]

Ich finde, das darf man so nicht ausdrücken. Habeck polarisiert nicht, im Gegenteil, er versucht ständig, deeskalierend zu wirken, so stark, dass es bei all diesen Angriffen schon fast bewundersnwert ist. Er wurde von der rechten Seite zum Diktator und Deutschenfeind gehetzt, der morgen vorbeikommt und die Heizungen raussreisst.

Siehe oben. Die Art und Weise polarisiert, das ist ein Stück weit aber auch Grünen-DNA. Genauso, wie wenn eine Annalena Baerbock sagt, die Volksrepublik China sei eine Diktatur. Wir alle wissen, dass das so ist, aber man kann sicherlich darüber streiten, ob das der diplomatische Ton ist, der gerade dieses Amt mitbringen sollte. Insbesondere als ein Land, dass so ziemlich das un-wehrfähigste Küken der Welt und bis heute maximal abhängig ist, von den Beziehungen zur Volksrepublik China.

Es gibt wenig Anhaltspunkte, dass es besser wird. Polen hat es geschafft, die Faschisten abzuwählen. In Brasilien und den USA sind sie schon einen Schritt weiter

Ganz grundsätzlich sehe ich schon durchaus noch Möglichkeiten. Es wird entscheidend sein, inwieweit man progressiv-liberale und konservative Gedanken / Menschen vereinen kann. Letzteres ist über Jahrzehnte, rein aus dem politischen Berlin heraus, gänzlich abgemeldet und bewusst an den Rand gedrängt worden, was letztlich auch zur Radikalisierung beigetragen hat. Gleiches Muster sieht man auch in den USA.
p.s.: Musste leider kürzen wegen Eintragslänge


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